17. November 2015
Sektschlacht von Waterloo 2015: Großer Erfolg für Sekthaus Bardong
Ob es in Deutschland und vor allem in England Erzeugnisse
gibt, die sich qualitativ mit Champagner auf Augenhöhe befinden oder ob
Champagner deutschen und englischen Sekt auf breiter Front schlagen kann,
wollte der Journalist David Cobbold herausfinden und inszenierte deshalb nach
200 Jahren die Schlacht von Waterloo neu. Deutsche Sekterzeuger sollten an der
Seite der vergleichsweise noch unerfahrenen englischen Sekthersteller versuchen,
die Franzosen – ausschließlich durch
Champagner vertreten – erneut bei Waterloo zu schlagen. Dieses Mal aber nicht
auf freiem Feld, sondern in einem Restaurant am Originalschauplatz.
Cobbold ist Brite, lebt seit vielen Jahren bei Paris (https://les5duvin.wordpress.com/les-auteurs/)
und gilt als der französischste unter den englischen Journalisten und vice
versa. Gemeinsam mit seinem belgischen Freund und Kollegen Marc Vanhellemont
organisierte er Anfang November die Sektschlacht von Waterloo, „The Battle of
Bubbles“, unterstützt von der Zeitschrift WEIN+MARKT, die die „deutschen
Truppen“ in Form von 12 Spitzensekten für die Schlacht rekrutierte.
Das Schlachtfeld von Waterloo kann ein gruseliger Ort sein,
wenn man versucht, sich vorzustellen, was sich dort abspielte. Aber selbst mit
Hilfe einer sehr gut gemachten Ausstellung im nagelneuen Museum gelingt diese
Vorstellung heute nicht mehr wirklich. Vielerorts – auch in Belgien – wird
Napoleon noch immer als großer Feldherr und Kaiser verehrt. Andere sehen ihn
schlicht als spaßbefreiten machthungrigen Antialkoholiker, der Europa 16 Jahre
lang mit Krieg überzog und für den hunderttausende Soldaten und ungezählte
Zivilisten ihr Leben lassen mussten. Vielleicht ist Waterloo aber gerade
deshalb der beste Ort, um einen sportlichen Wettbewerb mit dem Getränk der
Lebensfreude zu veranstalten. In der blutigen Schlacht von 1815 hielten die
britischen Truppen Wellingtons fast den ganzen Tag den Angriffen der Franzosen
stand, bis am späten Nachmittag endlich Blücher mit seiner preußischen Armee
eintraf und das Feld von der Flanke her aufrollte. Als letzten Trumpf schickte
Napoleon seine kaiserliche Garde in quadratischer Formation in die Schlacht, um
die englische Verteidigung zu brechen. Doch der Versuch misslang. Die Franzosen
mussten fliehen.
Bei der Battle
of Bubbles am 7. November 2015 waren die Champagner durch die geschmacklichen
Attacken der Engländer und Deutschen zumindest nach Ansicht der Jury nicht zu
besiegen. Der Gesamtsieg ging an Champagne Charles Heidsieck Brut Réserve mit
16 von 20 Punkten. Aber der 2006 Chardonnay Brut der Sektkellerei Bardong,
Geisenheim, konnte nach dem unangefochtenen Gesamtsieger gemeinsam mit dem englischen
2010 Nyetimber Waterloo 200 Classic die Phalanx der Champagner durchbrechen und
sich auf Augenhöhe zu Champagne Henriot Brut Souverain auf Rang 3 platzieren. So
bildete sich eine Spitzengruppe von 4 Schaumweinen, angeführt von zwei
Champagnern sowie einem deutschen und einem englischen Spitzensekt auf dem
Fuße.
Die Rheingauer
Sektmanufaktur Bardong wurde 1984 von Norbert Bardong in historischen Gewölben
gegründet, die bereits im 19. Jahrhundert für die Sektbereitung errichtet worden
waren. Bardong, Jahrgang 1956, entdeckte bereits während des Studiums der
Getränketechnologie in Geisenheim und bei Aufenthalten in der Champagne die
Liebe zum Schaumwein und fasste den Entschluss, Weine der Region nach der
Methode der Champagner-Herstellung zu Sekt zu veredeln. Sekt des Hauses Bardong
wird ausschließlich nach dem Verfahren der klassischen Flaschengärung
hergestellt (www.bardong.de).
Klaus Herrmann
Die Sieger
1. Champagne Charles Heidsieck
Brut Réserve (Frankreich), 16,0 Punkte
2. Champagne Henriot Brut
Souverain (Frankreich), 15,2
3. Bardong Chardonnay Brut 2006
(Deutschland), 15,1
4. Nyetimber Classic Cuvée 2010
(England), 15,1
5. Champagne Roederer Brut Premier
(Frankreich), 14,7
6. Champagne Ruinart Blanc de
Blancs (Frankreich) & Tsempéro (Wallis, Schweiz), ex aequo 14,7
8. Denbies Cubitt Reserve
(England), 14,3
9. von Buhl (Pfalz/Deutschland),
14,2
Persönliche Bewertungen der besten deutschen Sekte von Klaus
Herrmann und Jörg Winkler
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