CONNECT Die Umfrageteilnehmer 2021 Robert Fendl (Bavaria-Weinimport, Gilching) | Stefano Cresceri (Cresceri Weinimport, Egelsbach) | Ralf Kastner (Deuna, Augsburg) | Marco Biscardo (Enobis, Affi/Italien) | Dirk Röhrig (Weinkontor Freund, Borgholzhausen) | Lars Seyfrid (Interpartner, Hamburg) | Johanna Neumeister (Mack & Schühle, Owen/Teck) | Alessandro Righi (Palorino, Neumarkt/Italien) | Stephan Pellegrini (Pellegrini, Landau) | Alexander Piehl (Max Piehl, Hamburg) | Claudia Stehle (Riegel Bioweine, Orsingen) | Alexander Corongiu und Sina Danso (Sardovino, Ludwigsburg) | Rosario Anfuso (Saro Wines, Grenchen/Schweiz) | Rudolf Knickenberg (Schlumberger Vertriebs GmbH, Meckenheim) | Per Soehlke (Smart Wines, Köln) | Antonio Stopper (Stopper Enomarketing, Lugano/Schweiz) | Adriano Vinci (Agencia Vinci, Berlin) | Santo Di Raimondo (VIP Weine, Köln) Unsere alljährliche Italienumfrage fand diesmal nicht wie sonst im März, sondern im Mai statt und richtete sich erstmals aus- schließlich an das Lager der Importeure und Distributeure. Die Stimmung und Beobach- tungen von Facheinzelhändlern und von ita- lienischen Produzenten haben wir in Inter- views eingefangen (siehe ab S. 48). Der von unseren Umfrageteilnehmern gespiegelte Geschäftsverlauf 2020 ist heterogener als in den Vorjahren ausgefallen. Mehr als ein Drit- tel der antwortenden Unternehmen konn- ten im vergangenen Jahr zweistellige Zu- wachsraten beim Absatz und Umsatz mel- den, obwohl bei vielen Unternehmen der lange Ausfall der Gastronomie-, Event- und Hotelbelieferung Spuren hinterlassen hat. Die Auskunftsfreudigkeit könnte, so lässt sich vermuten, bei zunehmenden Geschäfts- erfolgen allerdings ansteigen – die verbuch- ten Steigerungsraten unserer Umfrageteil- nehmer liegen oberhalb der in der Import- statistik ablesbaren Entwicklung. Einige Marktteilnehmer mit Italienfo- kus haben diesmal aber auch unumwun- den deutliche Absatz- und Umsatzrückgän- ge eingeräumt. „Der Ausfall der Gastro… aber das wisst ihr ja alles“, heißt es in einem Kom- mentar. Einigen Umfrageteilnehmern wäh- rend der Pandemie nach eigenem Bekunden der Wert guter Vertriebsarbeit mit einem breit gefächerten Kundenstamm bewusst gewor- den. „Wir haben, trotz Corona, die Anzahl der kaufenden Kunden weiterentwickeln kön- nen“ erklärt beispielsweise Rudolf Knicken- berg (Schlumberger Vertriebs GmbH, Me- ckenheim). „Wir haben aber auch eine gesun- de Entwicklung bei bestehenden Partnern.“ Die Auswertung nach den dynamischs- ten Vertriebskanälen sind für aufmerksa- me Marktbeobachter überraschungsfrei: Der „Rettungsanker“ schlechthin für viele Befrag- te war die enorme Entwicklung der beliefer- ten Online-Kunden. Einige Umfrageteilneh- mer zeigten sich fast verwundert, dass sie sehr gute Ergebnisse in vermeintlich eher tra- ditionellen Geschäftsfeldern wie dem klassi- schen stationären Fachhandel erzielen konn- ten. Dirk Röhrig (Weinkontor Freund, Borg- holzhausen) bestätigt diese Entwicklung: „Unsere klassischen Fachhandelskunden konnten trotz des massiven Wachstums im Online-Handel das Jahr 2020 mit einem Um- satzplus von 14 % abschließen. Der Fachhan- del macht bei uns mit 60 % Umsatzanteil noch WEIN+MARKT 6|2021 immer den größten und wichtigsten Anteil aus. Das war das beste Wachstum seit eini- gen Jahren in dieser Kundengruppe.“ Erst an dritter Stelle der besonders dyna- mischen Vertriebskanäle kommt in unserer Umfrage der gehobene LEH, der sich 2020 vie- lerorts mit höherwertigen Angeboten einge- deckt hatte, um den Kundenbedürfnissen in Pandemiezeiten gerecht zu werden. „Italien ist für den Verbraucher nach wie vor als Weinland sehr attraktiv. Bei uns sind die Wachstumstreiber biodynamische Erzeu- ger, alle perlenden Weine aus dem Veneto ins- besondere bei Flaschen in auffälligem Design und guter Qualität“, erklärt Claudia Stehle (Rie- gel Bioweine, Orsingen). „Bei uns haben sich vor allem starke Marken mit einem breiten Sortiment gut entwickelt, allen voran Novan- taceppi und Zonin“, konstatiert Johanna Neu- meister, Public Relations & Corporate Commu- nications Manager bei Mack & Schühle, Owen. Bei den Rebsorten bleibe Primitivo im Trend, gleiches gelte für die wachsende Beliebtheit von Pinot Grigio. Ausweislich der Ergebnisse unserer Umfrage, geht der mit Stichworten wie Apulien und Primitivo skizzierte Trend weiter, ebenso der Lugana-Trend. Bemerkens- wert hoch war diesmal die Nennung „klassi- scher Regionen“ wie Toskana, Chianti Classi- co, Brunello auf der einen Seite sowie Piemont, Barolo oder Roero Arneis auf der anderen Sei- te, denen viele Umfrageteilnehmer steigende Bedeutung attestierten. „Im hochwertigen Bereich gab es sehr er- freuliche Zuwächse. Insbesondere bei Chi- anti Classico scheinen die Kunden die schon seit Längerem verbesserte, häufig elegante- re Stilistik zu schätzen“, berichtet Alexan- der Piehl (Max Piehl, Hamburg). „Beim Lu- gana wie auch bei Pinot Grigio oder Prosec- co zählt verstärkt die Marke, ein Zeichen für eine reifere Marktsituation“, erläutert Piehl. Stephan Pellegrini (Pellegrini, Landau) haut in eine ähnliche Kerbe. „Wir sehen in den be- kannten und gerne bereisten Regionen wie der Toskana weiterhin großes Potential. Kul- tur, Reisen, Food und Weine müssen dazu ge- meinsam vermarktet werden.“ Der Durch- schnittspreis der von ihm vermittelten Weine sei 2020 um fast 15 % gestiegen. „Das bedeu- tet im Regal des Fachhandels eine Preisstei- gerung von fast 1 Euro pro Flasche“, erklärt Pellegrini. Zuwächse notierte er bei den hoch bewerteten Rotweinen der Toskana, Chianti Classico, Vino Nobile di Montepulciano und Brunello di Montalcino. Als Gründe für die erfolgreiche Entwick- lung der Italiener im Portfolio von Schlum- berger sieht Rudolf Knickenberg zum einen Sortimentsaufnahmen wie die GIV-Topwein- güter, aber auch Brancaia und Rocca delle Macìe. Besonders gut entwickelt habe sich auch die Kellerei Kaltern aus Südtirol. „Die Region mit dem kräftigsten Wachstum ist weiterhin Apulien und dort die Rotweine. Erkennbar ist bei der Analyse unserer Be- fragung, dass der Einstiegsbereich als zu- nehmend uninteressant empfunden wird. Die Musik spielt laut den Rückmeldungen auf breiter Front eher im Bereich der hoch- Geschäftsverlauf 2020: Polarisierende Trends Veränderungen gg. Vorjahr mehr als 30 % 21 bis 30 % 16 bis 20 % 10 bis 15 % 5 bis 9,9 % 1 bis 4,9 % 0 -1 bis -4,9% -5 bis -9,9% -10 bis -15% -16 bis -20% mehr als -20% Absatz Zahl der Unternehmen Umsatz Zahl der Unternehmen 2 0 1 4 2 1 0 2 0 2 0 0 1 0 2 4 4 1 1 1 0 2 0 0 Quelle: Umfrage WEIN+MARKT (im Mai 2021) unter 18 Impor- teuren und Distributeuren von italienischem Wein; Abwei- chung von der Gesamtzahl der Teilnehmer aufgrund unvoll- ständiger Angaben möglich. 21