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André Weltz, Christian Schätzle
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Mit voller Mannschaftsstärke von sechs Personen überraschte die Führungsriege des Badischen Winzerkellers, BWK, Breisach, die anwesenden Journalisten bei der Bilanzpressekonferenz für das abgeschlossene Wirtschaftsjahr 2023. „Wir haben entschieden, in Zukunft als Team aufzutreten, um zu zeigen, dass wir für eine gemeinsame Idee stehen“, erläuterte Vorstandsvorsitzender André Weltz.
Neben Weltz saßen Verwaltungschef Frank Wachenheim, die Leiterin Unternehmensentwicklung Lea Tritschler, Controllerin Sara Lea Martens, der Leiter der Unternehmenskommunikation Henning Johanßen und der Vorstand Produktion und Önologie, Christian Schätzle, auf dem Podium.
Bereits bei der Vorstellung des Jahresabschlusses 2021 lautete das Credo des damals noch neuen Firmenchefs Weltz: „Unsere Mitarbeitende, unsere Mitglieder und unsere Marken sind das wichtigste Kapital, was wir heute haben. Darauf bauen wir und bündeln unsere gemeinsamen Kräfte. Hier und jetzt. Dabei halten wir konsequent im Visier: Was zahlt auf das Traubengeld ein?“ Das Thema Traubengeldzahlung spielte – nach einem großen Schock 2022 – auch bei dieser Pressekonferenz eine große Rolle. Dieses Mal aber mit der positiven Nachricht, dass die Traubengeldauszahlungen im Vergleich zum Vorjahr um 28 % gesteigert werden konnten. Eine konkrete Zahl in Euro pro Kilogramm Trauben wollten die Verantwortlichen trotz hartnäckiger Nachfragen nicht nennen. Von einer Angabe in Euro pro Ha wolle man in Zukunft beim BWK absehen. Zum ersten Mal sei das Traubengeld vollständig aus den erwirtschafteten Erlösen des Geschäftsjahres 2023 gezahlt worden. Die frühere Führung der Genossenschaft zweiten Grades habe diese Erträge für Investitionen verwendet, das Traubengeld der Winzer hingegen aus Krediten finanziert. Die Zinsentwicklung der jüngeren Vergangenheit führte zu einer erheblichen Steigerung des Kapitaldienstes, der sich nach Aussage von Verwaltungschef Frank Wachenheim 2023 auf rund 4,5 Mio. Euro belief.
Die Zahl der Artikel im Sortiment des Unternehmens wurde gegenüber dem Jahr 2021, als noch 1.469 Produkte angeboten wurden, auf 618 (I. Quartal 2024) gesenkt. Ziel des Führungsteams sei es, langfristig deutlich weniger als 500 Artikel im Portfolio zu führen. Die drastischen Reduzierungen führten nach Aussage von André Weltz zwar einerseits zu Umsatzverlusten. Andererseits seien aber erhebliche Ergebnisverbesserungen bei den verbliebenen Produkten erzielt worden. Der Vorstandsvorsitzende sieht im Ergebnis des Jahres 2023 eine Trendwende: „Wir haben uns von nicht profitablen Geschäften getrennt und eine schwarze Null geschrieben. 2024 gilt es, dieses Ergebnis zu bestätigen. Der Weinumsatz konnte 2023 – entgegen dem Markttrend – von 38,08 Mio. auf 38,6 Mio. Euro verbessert werden. Ein Plus von 1,6 % (Gesamtmarkt Deutscher Wein: -1,6 %). Der Absatz ging um 3,9 % zurück (Gesamtmarkt Deutscher Wein: -8,1 %).“ Der BWK-Gesamtumsatz des Jahres 2023 inklusive Dienstleistungen erhöhte sich um 6,7 % auf 40,658 Mio. Euro (Vj.: 38,084 Mio. Euro). Dies sei nach Aussage von Weltz aber noch immer nicht zufriedenstellend. Das Jahresergebnis konnte auf 1,8 Mio. Euro verbessert werden, weitere Maßnahmen zur Ergebnisverbesserungen seien geplant.
Der Durchschnittspreis pro verkauftem Liter konnte erneut gesteigert werden auf nunmehr 2,86 Euro (Vj. 2,67 Euro/Liter). Die wesentlichen Treiber dieser Entwicklung seien die Bereiche Fach-/Getränkehandel und Discount, in denen bei wachsenden Durchschnittserlösen die Umsätze ausgebaut werden konnten. Der Schwerpunkt der Vertriebsaktivitäten liege aber nach wie vor im Lebensmitteleinzelhandel, der zusammen mit dem Discount mehr als 80 % des Umsatzes generiere. Die Lizenzmarken Gosch und Almdudler konnten erneut einen Umsatzzuwachs verzeichnen. Die „Burgunder-Marke“ Martin Schongauer hat die Mio.-Marke inzwischen geknackt und entwickelt sich positiv.
82 % des Weinumsatzes des BWK werde mit nur vier Rebsorten erzielt: den drei Burgundersorten und Müller-Thurgau. Die Rebfläche der Mitgliedswinzer (zu 80 % Nebenerwerbswinzer) habe sich von 1.433 Ha auf 1.306 Ha verringert. Kündigungen von Mitgliedsgenossenschaften gäbe es derzeit nicht. Für die Zukunft gelte weiterhin der im Jahr 2021 entwickelte 3-Jahresplan. Dieser setze auf „Mitarbeitende, Marken, Mitglieder“. Die wichtigsten Eckpunkte seien Kostensenkungen, Verbesserungen beim Marktzugang, Steigerung der Effizienz durch Digitalisierung und die weitere Entwicklung von konsumentenrelevanten Produkten außerhalb der Herkunft Baden. -he-