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22. Juli 2021

Direkte Flutopferhilfe für die Ahrtal-Winzer

Foto: Simon Beiser, © Simon Beiser
+++ Lage an der Ahr weiter dramatisch: Nach der gigantischen Flutwelle, die zahlreiche Todesopfer gefordert hat, deren Ausmaße und Zerstörungsgewalt bisher nicht vorstellbar und in der Dimension von niemandem zu erwarten waren, läuft im Ahrtal nun eine gewaltige Hilfsaktion der gesamten Bevölkerung. In den zerstörten Ortschaften arbeiten die Einsatzkräfte und Helfer am Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur. Es wird aufgeräumt und geputzt so gut es geht. Vielerorts gibt es kein fließendes Wasser, keinen Strom, kein Gas und kein WLAN-Netz. Neben unzähligen Wohnhäusern, Hotels, Restaurants, Geschäften und Handwerksbetrieben in den Gemeinden auf 50 Flusskilometern an der Ahr zwischen Schuld und Bad Neuenahr sind sehr viele Weingüter besonders stark beschädigt. Aus allen deutschen Anbaugebieten haben Winzerkollegen Stromaggregate, Pumpen und sonstiges Material aufgeladen und sind zu ihren Kollegen gefahren, um zu helfen. Den Helfern bietet sich in den meisten Fällen ein unvorstellbares Bild der Zerstörung. In den Betrieben ist nichts mehr auf seinem Platz. Traktoren sind zerstört, sogar große Pressen sind weggeschwommen, Tanks in den Kellern liegen kreuz und quer übereinander, abgefüllte Flaschen in den Lägern sind im Schlamm nicht mehr zu identifizieren. -he-
 
+++ Großer Zusammenhalt: Die Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr, deren 464 Mitglieder 150 ha Rebfläche bewirtschaften, hat am 18. Juli über Facebook einen Post abgesetzt, in dem sie berichtet, dass es dem Team gut gehe, aber das Hauptgebäude der Genossenschaft komplett zerstört, Wasser und Strom ausgefallen seien sowie das Telefonnetz immer wieder zusammenbreche. Geschäftsführer Matthias Baltes erklärte am 20. Juli gegenüber WEIN+MARKT, dass der Direktvertrieb auch nach den Aufräumarbeiten bis auf weiteres nicht möglich sein werde, da die Verkaufsstellen zerstört seien. Allerdings seien die Traubenannahme, Edelstahltanks und die Abfüllanlage nicht beschädigt worden, so dass die Ernte 2021 in Mayschoss-Altenahr verarbeitet werden könne. Damit auch die selbstvermarktenden Winzer im Ahrtal, die Maschinen und Anlagen verloren haben, ihre Trauben aus der Ernte 2021 verarbeiten können, sei es für die Genossenschaft eine Selbstverständlichkeit, auch Trauben von Nicht-Mitgliedern anzunehmen. Der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung seien groß, berichtet Baltes. „Gerade heute Morgen haben sich alle Geschäftsführer und Inhaber von Weinbaubetrieben der Gegend getroffen, um weitere Maßnahmen zu besprechen. Der Pflanzenschutz und die Laubarbeit werden gemeinschaftlich übernommen. Da wird nicht geschaut, wem welcher Weinberg gehört. Die Ernte wird dort verarbeitet, wo sich die beste funktionierende Infrastruktur bietet.“ -ac-
 
+++ So können Sie direkt helfen: Wir appellieren an Sie, unsere Leser im Handel, „Ihre“ Winzer und Weinlieferanten von der Ahr zu unterstützen. Die effektivste finanzielle Hilfe, die schnell, unbürokratisch und direkt bei den Winzern ankommt, sind jetzt Bestellungen auf Vorkasse und Subskriptionen auf die Ernte 2021. Ordern Sie schon heute und geben Sie so den Erzeugern an der Ahr eine finanzielle Perspektive und Sicherheit, die sie brauchen, um rasch Ersatz für die zerstörten Maschinen und Kellereinrichtungen zu beschaffen. Wer weiß, wann die staatlichen Hilfen bei den Winzern eintreffen werden. Um ein zerstörtes Weingut auch nur wieder einigermaßen arbeitsfähig zu machen, braucht es eine sechsstellige Summe.
Deshalb: Verkaufen Sie Ahr-Wein, den Sie auf Lager haben. Weintourismus ist bis auf Weiteres an der Ahr nicht mehr möglich. Ihre Kunden sind ebenso wie die geschädigten Winzer auf den Handel angewiesen.
Und: Nehmen Sie den Winzern, sobald diese wieder in der Lage sind, zu liefern, auch Flaschen ab, die nicht mehr makellos aussehen. Jeder weiß: Beschädigte Etiketten oder fleckige Kartons haben keinen Einfluss auf die Qualität des Flascheninhalts. Ihre Kunden werden die Angebote aus Solidarität mit den Ahr-Winzern gerne annehmen, vielleicht sogar mit einem Euro Spendenaufschlag. -he-
 
+++ Gemeinschaftswein geplant: Im Zuge der gemeinsamen Bemühungen, zu retten, was zu retten ist, haben sich die WG Mayschoss-Altenahr, der Ahrwein e.V. (Träger der Gebietsweinwerbung) und Dagernova als lenkende Kräfte zusammengetan und die Idee eines Gemeinschaftsweins ersonnen. Federführend bei dem Projekt ist Dagernova-Geschäftsführer Dominik Hübinger. Ziel ist es, 500.000 Flaschen aus dem aktuellen Jahrgang zu füllen. Der Erlös soll auf ein Spendenkonto gehen, damit die Winzer, die keine Elementarversicherung haben, Unterstützung erhalten. „Mit Ahr-Wein können wir diese Menge nicht bedienen“, erläutert Matthias Baltes. Es gäbe u. a. keinen Fasswein aus dem Jahrgang 2020 mehr. Die Flut habe zudem viele Bestände mitgerissen und was in den Kellern geblieben ist, sei vom Schlamm derart verschmutzt, dass es nicht mehr brauchbar sei. Wo der Zukauf nun stattfinden müsse, um die benötigte Menge so schnell wie möglich sicherzustellen, werde gerade überprüft. -ac-
 
+++ Laden und Läger komplett zerstört: Im Weingut Bertram-Baltes in Dernau an der Ahr, geführt von der ehemaligen deutschen Weinkönigin (2012/2013) Julia Baltes, versammelte sich ein ganzer Trupp hilfsbereiter Menschen, um Aufräumarbeiten zu erledigen und die Schlammmassen abzutransportieren, nachdem sich die Wassermassen zurückgezogen haben. Getroffen hat das Hochwasser auch Michael Lang, Inhaber des Ahrweindepots im Zentrum von Ahrweiler. In seinem Geschäft vertreibt er ausschließlich Weine aus der Region und verkauft diese zu Ab-Hof-Preisen. Sein Ladenlokal ist komplett zerstört, berichtet Lang, der auf Facebook eine umfassende Videosammlung hinterlegt hat, die das Ausmaß der Flut dokumentiert. Nachdem das Ausmaß der Hochwasser-Schäden Gestalt annahm, reagierte Lang umgehend und dachte sich eine Aktion aus, um sein Geschäft trotz Komplettzerstörung am Leben zu halten. Er schnürte die sogenannten „Flut-Opfer-Probierpakete“, die einen so großen Anklang fanden, dass er den Verkauf nach kurzer Zeit stoppen musste. Für weitere Abverkäufe bräuchte er Nachschub von den Winzern, die ihn beliefern, aber ob diese noch lieferfähig sind, sei noch ungewiss. „Von über 50 selbstvermarktenden Winzern haben vielleicht noch fünf ein intaktes Warenlager. Die Läger der anderen Betriebe sind vollständig zerstört“, erklärt Lang. -ac-
 
+++ Übersicht über Spendenkonten: Die Hilfs- und Spendenbereitschaft in der Bevölkerung ist überwältigend. Viele Hilfsorganisationen, Vereine, Firmen und private Initiativen haben Spendenkonten eingerichtet. Bund und Länder haben Soforthilfen in Millionenhöhe in Aussicht gestellt. Aufgrund der vielen Anfragen, wohin Geld für den Wiederaufbau gespendet werden kann, wurde u. a. der Verein „Ahr – A wineregion needs Help for Rebuilding e.V.“ gegründet, der ein Spendenkonto eingerichtet hat bei der
KSK Ahrweiler
(BIC: MALADE51AHR;
IBAN: DE94 5775 1310 0000 3395 07). Das gespendete Geld soll den geschädigten Winzern aus dem Ahrtal zugutekommen: Eine Übersicht aller Spendenkonten, die regelmäßig aktualisiert wird, bietet das Deutsche Weininstitut unter folgendem Link.