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                                    56 WEIN+MARKT 3|2025MESSENDie im September 2024 ins Amt gew%u00e4hlte neue Landwirtschaftsministerin Annie Genevard hat von Vorg%u00e4n,ger Marc Fresneau in Hinblick auf den Weinsektor kein leichtes Amt %u00fcbernommen. Denn 2024 war f%u00fcr die Branche kein gutes Jahr: Absatzflaute, Klimakrise und gestiegene Produktionskosten brachten manchen Betrieb in Existenznot oder zwangen zur Gesch%u00e4ftsaufgabe. Au%u00dferdem herrscht auch in Frankreich Konsumzur%u00fcckhaltung. Nicht nur Einzelbetriebe, sondern auch Genossenschaften sind zunehmend in Schwierigkeiten geraten. Etwa 20% der franz%u00f6sischen Winzergenossenschaften, rund 100 Betriebe, stecken in ernsten finanziellen Schwierigkeiten, alarmierte der Dachverband Vignerons Coop%u00e9rateurs. Dies betrifft 50% der Kooperativen im Rh%u00f4netal, 40% in Bordeaux sowie 37% in Okzitanien %u2013 Regionen mit einem hohen Rotweinanteil, dessen Absatz weiterhin schw%u00e4chelt, unterstrich Vignerons-Coop%u00e9rateurs-Pr%u00e4sident Jo%u00ebl Boueilh. Auch die Studie des Analysenetzwerkunternehmens Altares Dun & Bradstreet, die das franz%u00f6sische Branchenmagazin %u201eVitisphere%u201c ver%u00f6ffentlichte, informiert mit alarmierenden Zahlen. Demnach habe es im franz%u00f6sischen Weinbau 2024 insgesamt 211 Insolvenzen gegeben, was einem Anstieg von 55% im Vergleich zum Jahr 2023 entspricht. Der Anteil sei um 17% h%u00f6her als im Vergleich zur gesamten franz%u00f6sischen Wirtschaft, hie%u00df es in der Studie. Allein im letzten Quartal 2024 seien es 62 Insolvenzen gewesen, ein Anstieg von 59% zum Vergleichsquartal 2023. Vor allem Aquitanien (Bordeaux) und LanguedocRoussillon waren besonders betroffen. Durch staatliche Unterst%u00fctzung profitiert die Weinbranche in Frankreich jedoch st%u00e4rker als andere. Von 221 betroffenen Unternehmen mussten somit %u201enur%u201c 47 ihren Betrieb vollst%u00e4ndig liquidieren (+9% gegen%u00fcber 2023), 134 konnten durch ein Schutzverfahren saniert werden (+65%), und 30 erhielten gerichtlichen Aufschub. Durch die anhaltende Absatzflaute und die vollen Lagerbest%u00e4nde war in den vergangenen Jahren die Krisendestillation in manchen Gebieten durchaus %u00fcblich. Da diese Ma%u00dfnahmen zum %u00dcberschussabbau nicht ausreichten, stellte die franz%u00f6sische Regierung Rodungsbeihilfen in Aussicht. Die Europ%u00e4ische Kommission hatte daf%u00fcr insgesamt 120 Mio. Euro Hilfszahlungen zur Verf%u00fcgung gestellt, die mit einer Pauschale von 4.000 Euro/ha festgelegt wurden. 417 Antr%u00e4ge wurden eingereicht, zur Rodung von etwa 27.500 ha, die bis zum 2. Juni 2025 abgeschlossen sein muss %u2013 Frankreichs Rebfl%u00e4che beziffert sich dann auf etwa 761.500 ha. Berichten zufolge kamen die Antr%u00e4ge %u2013 analog zur Insolvenzwelle %u2013 geh%u00e4uft aus den Anbaugebieten Bordeaux und Languedoc-Roussillon. Extrem niedrige Ertr%u00e4geTrotz des Wein%u00fcberschusses mancher Regionen ist f%u00fcr viele Betriebe die sehr geringe Erntemenge 2024, die sich in etwa auf den historisch niedrigen Niveaus von 2017 und 2021 befindet, ein herber Schlag. In manchen Gegenden ist es die dritte oder vierte schlechte Lese in Folge. Die letzte Erntesch%u00e4tzung von November 2024 wird vom franz%u00f6sischen Landwirtschaftsministerium FranceAgriMer mit 37 Mio. hl angegeben %u2013 ein R%u00fcckgang um 23% im Vergleich zum Vorjahr und um 17% verglichen mit dem Durchschnitt der letzten f%u00fcnf Jahre. Als Gr%u00fcnde nannte das Ministerium ung%u00fcnstige Witterungsbedingungen von der Bl%u00fcte bis zur Ernte, die alle Weinbaugebiete betrafen. Der Klimawandel sorgt f%u00fcr zunehmend extreme Bedingungen. W%u00e4hrend es vor allem im LanguedocRoussillon seit Jahren viel zu trocken war oder Unwetter w%u00fcteten, hatten die nord%u00f6stlicheren Gebiete teils zu viel Niederschlag, was vielerorts erheblichen Peronosporabefall beg%u00fcnstigte. Quelle: Deutscher Weinbauverband, Statistisches BundesamtAbw%u00e4rtstrend noch nicht gestopptWEINIMPORTE AUS FRANKREICHIn den vergangenen Jahren wurde die Importmenge der franz%u00f6sischen Weine St%u00fcck f%u00fcr St%u00fcck kleiner. Diese Abw%u00e4rtstendenz setzte sich auch im 12-Monats-Zeitraum bis November 2024 fort. Die vorl%u00e4ufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass sich die Einfuhrmenge gegen%u00fcber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 2,1% auf 167 Mio. l reduzierte. Der Wert ging um 6,4% zur%u00fcck. Kleines Trostpflaster f%u00fcr die Franzosen: Die Einbu%u00dfen fielen nicht ganz so hoch aus wie die Verluste bei den Gesamtimporten, wodurch Frankreich mengenm%u00e4%u00dfig seinen 3. Platz in den deutschen Import-Charts (hinter Italien und Spanien) festigen konnte. Wertm%u00e4%u00dfig rangiert die Grande Nation weiterhin auf dem 2. Platz.Ein Blick auf die einzelnen Kategorien offenbart, dass sich die Einfuhrmenge der Wei%u00dfweine aus Frankreich erh%u00f6hte: um 4,7% auf 51,9 Mio. l. Der Durchschnittswert ging allerdings von 248 auf 235 Euro/hl zur%u00fcck. Rotweine mussten dagegen Verluste hinnehmen (-3,1% auf 86,2 Mio. l), wobei deren Durchschnittswert ebenfalls br%u00f6ckelte (von 330 auf 307 Euro/hl). Das lag auch daran, dass die Kategorie der vergleichsweise g%u00fcnstigen Anderen Weine insgesamt um 1,9% auf 109,1 Mio. l zulegen konnte (Durchschnittswert: 185 Euro/hl), w%u00e4hrend sich die Einfuhrmenge der teureren Qualit%u00e4tsweine um 7,9% auf 29 Mio. l verringerte (Durchschnittswert: 637 Euro/hl). Deutliche Mengenverluste schlagen bei Champagner zu Buche, dessen Einfuhrmenge schon 2023 um knapp 18% gesunken war. Im 12-MonatsZeitraum bis Ende November 2024 setzte sich die Talfahrt mit -12,2% auf nur noch 7,2 Mio. l weiter fort, wobei sich der Importwert weiter erh%u00f6hte: von 2.971 auf 3.139 Euro/hl. F%u00fcr Andere Schaumweine aus Frankreich notiert das Statistische Bundesamt in seinen vorl%u00e4ufigen Zahlen einen Mengenschwund von 16,4% auf 6,9 Mio. l, wobei auch deren Durchschnittswert nach oben tendierte: von 527 auf 572 Euro/hl. -werAnteil am Gesamtimport*: Menge 12,9%, Wert 29,6%Durchschnittswert*: 446 Euro/hl *Vorl%u00e4ufige Zahlen f%u00fcr den 12-Monats-Zeitraum Dezember 2023 bis November 2024 670.000 821.000 1.779.000 1.682.000 1.670.000 2.201.000 822.000 790.000 744.000 732.0002019 2020 2021 2022 2023 2024* 2.051.000 2.100.000Menge in HektoliterWert in 1.000 EuroStabilisierung der Exporte bringt Hoffnung St bili i d E t b
                                
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