
Die Genossenschaftskellerei Heilbronn (GK Heilbronn) hat am 7. September 2020 in einer Pressekonferenz Einblicke in das abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 und erste Ausblicke in das Pandemie-geprägte Jahr 2020 sowie die laufende Ernte 2020 gegeben. Die neuen Geschäftsführer Daniel Drautz (Finanzen/Controlling/Personal) und Rainer Weber (Geschäftsführer Vertrieb/Marketing), sowie der Vorstandsvorsitzende Justin Kircher und der als „Ehrenvorstand“ titulierte externe Berater Karl Seiter stellten die wirtschaftliche Entwicklung des Jahres 2019 gegenüber Pressevertretern dar. Der Umsatz entwickelte sich 2019 demnach „leicht rückläufig“ auf 27,248 Mio. Euro (-2,2%). Die „Direktabsätze“ bei Wein und Sekt hätten zu Einnahmen von 21,8 Mio. Euro (+3,55%) geführt, die Weinlieferungen an den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) via WZG in Möglingen hingegen gingen leicht zurück. Insgesamt habe man ein Absatzminus von etwa 2% gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Die Erlössituation 2019 sei „verbesserungswürdig“, da der durch die europaweite Riesenernte 2018 verursachte hohe Angebotsdruck und der auf dem deutschen Markt leicht rückläufige Pro-Kopf-Verbrauch Wirkung in der Weinbranche gezeigt habe. Die Marktposition habe insgesamt gehalten werden können, Verbesserungen seien nur punktuell möglich gewesen. Zu den positiven Überraschungen haben die Aktionen rund um die Bundesgartenschau in Heilbronn gehört, für die Daniel Drautz verantwortlich zeichnete. Der durchschnittliche Kostensatz pro Liter sei 2019 aufgrund der gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel geringeren Erntemenge um 5% angestiegen. Dessen ungeachtet zahlt die GK Heilbronn plangemäß Traubengelder in gewohnter Höhe aus. Im Durchschnitt wurde (da nun der Jahrgang 2016 vollständig abgerechnet worden sei) etwa 13.300 Euro/ha gezahlt – ein Betrag, der in Württemberg nach Aussage der Führungsmannschaft „im oberen Drittel“ liegen soll und nur „von kleinen, feinen und nahe des Stadtgebiets Stuttgart liegenden Genossenschaften deutlich getoppt werden dürfte“. Diese langjährige Zuverlässigkeit sei wohl auch der Grund, weshalb die GK Heilbronn auf 1.454 ha (Stand 2019, Vorjahr: 1.430 ha) weiterwächst. 2020 kommen erneut 45 ha dazu, einige weitere Beitrittskandidaten sollen aufs nächste Jahr vertröstet worden sein. Ein gewisses Problem sei der Rebsortenspiegel, der sich gemäß den Empfehlungen des Vorstands etwas stärker in Richtung Weißweinsorten entwickeln sollte. Neuaufnahmen, so deutete Justin Kircher an, brächten aber nicht immer die eigentlich gewünschten Rebsorten mit. Als zukunftsträchtig gelten für die Heilbronner neben Riesling und weißen Burgundersorten auch eine pilzwiderstandsfähige Rebsorte wie die kürzlich zugelassene Weinsberger Züchtung Sauvitage. Investitionen flossen im Geschäftsjahr 2019 in ein neues CRM-fähiges Warenwirtschafts-/Finanzbuchhaltungsprogramm und eine in der Spitze 100 kWp starke Photovoltaik-Anlage, die zu 100% in die Eigenversorgung einspeisen soll. Beides zahlte sich aus, denn mit dem Lockdown ging es im März 2020 gleich heftig los: Der Bereich Gastronomie/Vereine/Firmenkunden lag zwischenzeitlich im höheren zweistelligen Minusbereich, der Absatzkanal Fachhandel im höheren einstelligen Minus. Der Absatz in den LEH blieb stabil. Pluspunkte steuerte hingegen der Vertrieb über den eigenen Onlineshop bei, der im Juli bereits das Vorjahresergebnis toppte. Die aktuellen Ernteaussichten seien nach bisheriger Einschätzung nicht schlecht: Die meisten Flächen blieben von Frostschäden verschont, der Trockenstress wurde durch einige rettende Regengüsse und Bewässerung minimiert. 2020 erwartet Justin Kircher daher einen „Beinah-Vollherbst“ (ca. 130 kg Trauben/ar), der die Versorgungslage für die Handelspartner sicherstellen dürfte. Coronabedingt gab es in diesem Jahr für die Mitglieder keine Herbstversammlung sondern lediglich Informationen per Post.