28. November 2024

Heilbronn will Mut machen

Wirtschaftskrise, rückläufiger Weinkonsum, Sparzwänge – und: Schrumpfende Traubengelder können gestiegene Betriebskosten nicht auffangen. „Trotz allem lassen wir den Kopf nicht hängen und werden auf einer soliden Basis die Zukunft gestalten.“ Mit dieser demonstrativen Mutmacher-Botschaft legte die Führungsspitze der Genossenschaftskellerei Heilbronn nach einer „erstaunlich harmonischen Mitgliederversammlung mit nur einer Wortmeldung“ den Geschäftsbericht 2023 vor: wegen Prüfermangels beim Genossenschaftsverband ziemlich spät. In den Kerndaten spiegelt sich laut Daniel Drautz und Reiner Weber die allgemeine Marktsituation wider. Der Weinverkauf der WG sank um neun Prozent auf 6,9 Millionen Liter, der damit erzielte Umsatz um zehn Prozent auf 23,88 Millionen Euro.
 
Laut Hochschule Geisenheim dürfte sich der Sinkflug mit bundesweit -8% 2024 fortsetzen, wobei zum Weihnachtsgeschäft, das 25% des Jahresumsatzes ausmacht, noch keine Aussagen möglich seien. Lichtblick: Die Durchschnittserlöse pro Liter konnten in der WG durch Preiserhöhungen von 3,38 auf 3,86 Euro gesteigert werden; für ein positives Gesamtergebnis war das wegen hoher Betriebskosten aber zu wenig. Nach oben zeige immerhin der Weinverkauf über Lokale, Feste und Privatleute. Anders der Lebensmitteleinzelhandel, über den auch die Heilbronner 65% ihrer Weine verkaufen. „Aber wir stecken den Kopf nicht in den Sand“, so Weber. Dabei gibt es laut Drautz „keine Denkverbote“. So könnten theoretisch auch Traubenannahmen in Grantschen oder Flein aufgegeben werden, je nach Flächenentwicklung, die sich mit minus 80 Hektar 2025 noch in Grenzen halte. Geschlossen habe man 2024 bereits Verkaufsstellen in Neckarsulm und Grantschen, wo das Landratsamt Lagerflächen angemietet habe.
 
Neben Kosteneinsparungen und „mehr Effizienz“ treibe man die Digitalisierung voran und sehe sich mit einem Markenrelaunch „gut aufgestellt“: etwa mit neuen Flaschenformen, einer um 50 auf 300 Produkte verschlankten und neu gestalteten Preisliste, aber auch mit Innovationen, von denen manche erst auf der Messe Prowein im März in Düsseldorf Premiere feiern. Frisch auf dem Markt sind alkoholfreie Tropfen aus Sauvignon Blanc und Cabernet Cubin. Erfolgreich eingeführt habe man zusammen mit anderen Betrieben die 0,75-Liter-Mehrwegflasche, die nach Edeka und einem Testlauf bei Kaufland laut Weber „im Handel vor dem Durchbruch steht“. „Besonders stolz“ äußerte sich Kircher in einer Mitteilung über die dritte Traube in Rot im Gault Millau, wo man 2023 mit zwei Trauben erstmals Erwähnung fand. Auch etliche andere Auszeichnungen zeigten, „dass auch ein Großbetrieb wie wir qualitativ große Weine machen kann“. -kk-