16. März 2012

Chianti Classico, Brunello, Nobile Toskana hoch 3!

In Florenz präsentierten 152 der insgesamt 600 Mitglieder des Consorzio Chianti Classico ihren Jahrgang 2010 sowie die Riserva 2009. Der Verbandsdirektor Giuseppe Liberatore zog eine positive Bilanz, was 2011 und speziell den Export betrifft: Auf insgesamt 7.200 ha Rebfläche wurden 360 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet, der im Vergleich zu 2010 um 4% gestiegen ist. Der Exportanteil nimmt bereits 78% ein. Deutschland ist nach den USA der zweitwichtigste Auslandsmarkt, der letztes Jahr um 13% auf ca. 47 Mio. Euro angestiegen ist. Gewachsen ist auch die Zahl der Mitglieder: Durch den Beitritt von Antinori werden nun 95% der Produktion abgedeckt. Ein weiterer großer Produzent, Castello di Gabbiano, sollte ebenfalls bald beitreten, da der Verband in Zukunft durch eine gesetzliche Neuregelung auch von Classico-Produzenten Beiträge einheben kann, die nicht Mitglieder sind. Diese Mittel sollen für den zusätzlichen Marken- und Imageaufbau des „Schwarzen Hahns“ verwendet werden, der auch auf der Flasche besser zur Geltung kommen soll. Diverse Designstudien werden gerade evaluiert. 2010 war ein nicht zu heißer Jahrgang, der bei guter Rebstockpflege den Weinen ein angenehm fruchtiges Bouquet verlieh. Eines der größten inhabergeführten Weingüter ist Fèlsina aus Castelnuovo Berardenga, das 94 ha Rebfläche bewirtschaftet. Der Chianti Classico 2010 weist angenehme Sauerkirschnoten und einen langen Abgang auf. Positiv war auch die Stimmung in Montalcino, wo 141 Produzenten ihren 5 Sterne-Brunello 2007 und die Riserva 2006 präsentierten. Bei einer Rebfläche von 2.600 ha wurde 2011 ein Gesamtumsatz von 155 Mio. Euro erwirtschaftet, was einem Zuwachs von 10% entspricht! Es wurden somit ca. 9 Mio. Flaschen Brunello und 4,5 Mio. Flaschen Rosso abgesetzt. Über 60% der Produktion gehen ins Ausland. Deutschland ist nach den USA der 2. Markt und absorbiert 9% der Produktion (im Wert von 14 Mio. Euro). „Der deutsche Markt ist für uns sehr wichtig“, meint Direktor Stefano Campatelli: „Wir sind dort sehr aktiv.“ Am 25.4. wird in Berlin eine Brunello-Präsentation stattfinden, am 23.4. ist in Zürich Station. Einen traditionellen Brunello produziert Alessandro Mori in seinem Weingut „Il Marroneto“. Seine Selezione Madonna delle Grazie 2007 lag 40 Monate im Holzfass und weist dunkle feine Schokolade-Noten aus. Die Gesamtproduktion liegt bei 40.000 Flaschen, vertrieben werden sie über Garibaldi und Il Calice, Antonio Bragato in Berlin. Innovativ geht Francesco Illy vor: Auf seinem Weingut „Podere Le Ripi“ produziert er einen „Bonsai“-Wein! Die Stöcke sind so nah zueinander gepflanzt, dass 6.250 Reben auf 1.000 qm Platz haben, was 62.500 Pflanzen pro Hektar ergibt! Diese Konzentration ergibt tiefgründige Veilchen-, Eukalyptus- und Lorbeernoten und verleiht dem Wein angenehmen Trinkgenuss. Positive Töne waren auch in Montepulciano zu hören: auf 1.700 ha werden sowohl Nobile als auch Rosso di Montepulciano von insgesamt 72 Betrieben produziert, die 2011 rund 10 Mio. Flaschen absetzen konnten. Der Umsatz betrug ca. 70 Mio. Euro, 61% davon wurden im Ausland realisiert. Deutschland ist der wichtigste Exportmarkt, wie der Präsident des Verbandes, Federico Carletti, mitteilt. 2011 wurden hier 1,8 Mio. Flaschen im Wert von 13 Mio. Euro abgesetzt. Das Weingut Bindella gehört einer Schweizer Familie, die in der Toskana investiert hat. Unter der Leitung des Önologen Giovanni Capuano wurde die Rebfläche in wenigen Jahren von 2 auf 40 ha ausgeweitet. Der Nobile 2009 weist Schwarzwälder-Kirsch-Noten und eine feine Mineralik auf. Die Tannine sind angenehm eingebettet. Einige große Unternehmen sind gleich in allen 3 Weinbaugebieten aktiv: Tenimenti Angelini, die zum gleichnamigen italienischen Pharmakonzern gehören, produzieren Brunello im Weingut Val di Suga, Nobile in der Tenuta Tre Rose und Chianti in der Fattoria San Leonino. Neben dem Stammhaus in den Marken, wo Verdicchio Classico dei Castelli di Jesi produziert wird, gehört Angelini auch das Weingut Puiatti im Friaul. 2011 ist mit der Akquisition des Amarone-Produzenten Bertani der große Wurf gelungen: Auf insgesamt 600 ha Rebfläche werden nun ca. 2,5 Mio. Flaschen produziert, die ca. 20 Mio. Euro Umsatz ergeben. Christian Bauer