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26. September 2013

Offener Brief an GEV-Geschäftsführer

September 2013
 
  Sehr geehrter Herr Konietzny, sehr geehrte ehemalige Geschäftsführer des GEV,  
 
meine Enttäuschung ist kaum in Worte zu fassen. Auch wenn dieser erbitterte Brief wohl keine finanzielle Wirkung haben wird, so hoffe ich, dass dieser Ihnen den Gemütszustand eines von vielen betroffenen kleinen Weinfachhändlern aufzeigt.   Vor 12 Jahren habe ich den großen Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Mit einem hohen Darlehen konnte ich den Kauf eines Weinfachgeschäfts stemmen. Geradezu gedrängt wurde ich damals von Ihnen, der GEV unbedingt beizutreten und als Kommanditist zu fungieren. Die Vorteile der GEV wurden von Ihnen nahezu verherrlicht.   Aufgrund damaliger positiver Erfahrungen im Weinhandel tat ich diesen Schritt, um bei den Lieferanten ein finanzielles Vertrauen aufzubauen. Die ersten schweren Jahre verliefen sehr gut, die große Nervosität konnte begrenzt werden. Dann in 2005 der erste große Schock. Aufgrund der „Hellwege-Pleite“ minimierte sich meine Kommanditisten-Einlage mal eben um 50%. Die Bauchschmerzen waren da, der Gedanke viel Geld verloren zu haben, und doch die Hoffnung, dass die GEV das Schiff wieder auf Kurs bringen würde. Und so vertraute ich Ihnen weiter, akzeptierte neu erschaffene Mitgliedsbeiträge. Eigentlich freute ich mich über Ihre zahlreichen Aktivitäten, Hilfestellungen (Strom, DPD,…) und auch wieder stattfindende Zinszahlungen. Mein Vertrauen basierte auf der Erfahrung, dass Sie ja nun wohl daraus gelernt hatten und eine „solide Basis“ bzw. einen „Reserve Fond /Rücklage“ aufbauen würden.   
Nach 50 Jahren!! -  ein gewachsenes, solides Unternehmen – an die Wand gefahren!!
Wo sind heute all die Rücklagen? Wo ist die Absicherung für den zweiten Ernstfall? Seit wann konnten Sie damit rechnen? Hätten Sie uns nicht früher in Kenntnis setzen müssen?!  
 
Ich sitze vor einem entsetzlichen Scherbenhaufen. Im Gegensatz zu Ihnen, der als Angestellter ein Unternehmen verliert, steht zur Zeit meine Existenz, und damit die Versorgung meiner Familie, meiner Kinder, das Geschäft, Mitarbeiter,… auf dem Spiel.
Ich habe bis zum heutigen Zeitpunkt der GEV vertraut, alle Rechnungen weiterhin über Sie abgerechnet. Auf der ProWein haben Sie noch mit einem riesigen Messestand geglänzt. Warum buchen Sie noch 2.000 Euro on meinem Konto 2 Tage vor der bevorstehenden Insolvenz ab?Alle meine langjährigen, partnerschaftlichen Lieferanten warten jetzt auf die Bezahlung. Sie haben mein Geld abgebucht, haben das Geld erhalten, um es dann nur an die Lieferanten weiter zu leiten. Wo sind diese Beträge?
Haben Sie diese etwa veruntreut?   Meine für mich wirklich hohe Einlage habe ich Ihnen anvertraut. Sie haben diese nach 2005 nun komplett vernichtet. Aber nicht nur das. Es sollen auch noch Doppelzahlungen in dramatischer Höhe geleistet werden. Für mich als kleiner Weinfachhändler unvorstellbar… und für die Weinbranche? Wir sprechen eigentlich von einer „kleinen“ Familie – und jetzt ein Vertrauensbruch sondergleichen.  

Allen Lieferanten, die Ihre Forderungen nicht mehr von Ihnen erhalten haben, kann ich in Zukunft nicht mehr lächelnd in die Augen schauen. Und dass, obwohl ich alles bezahlt habe. Sie haben mit dieser Insolvenz für mich und wahrscheinlich auch für viele Kollegen eine nicht zu beschreibende Situation herbeigeführt. Das Engagement, der Optimismus, die Existenz eines Einzelhandelsbetriebes, das Vertrauen. Ein großes Loch tut sich auf. Ein kurzer Abgang mit bitterer Note.
Der schlechteste Jahrgang ist für mich 2013!! Ungenießbar.
Vielen Dank!  
 
Ulrich Zeuge
Bensberger Weinlädchen