18. Mai 2012
7. Heilbronner Weinmarketingtag: „Marke kann man lernen“
Beim 7. Heilbronner Weinmarketingtag drehte sich am
10. Mai an der Hochschule Heilbronn alles ums Thema „Marke und Markierung“.
Dabei wurden ganz unterschiedliche Facetten des Markengeschäfts beleuchtet. Und
die Resonanz war groß. Mit rund 300 Teilnehmern untermauerte die von Professor
Dr. Ruth Fleuchaus initiierte und von den Studierenden der
Weinbetriebswirtschaft organisierte Veranstaltung einmal mehr ihren Ruf als
eine der attraktivsten Marketingevents im Weinbereich.
„Marke
ist Produkt plus Emotion. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Und auch, dass Marke
Mehrwert schafft, weil man über Markenbildung Produkte aufladen kann. Und doch
diskutieren wir in der Weinwirtschaft immer noch darüber, ob bei uns Marke
überhaupt geht! Gerade in der Weinwirtschaft mit weltweit übersättigten Märkten
ist Marke der Schlüssel zum Erfolg. Egal wie groß der Betrieb ist. Marke geht
überall.“ Mit diesem Plädoyer brach Prof. Dr. Ruth Fleuchaus gleich zur
Eröffnungen des Weinmarketingtags eine Lanze für Marken, denen sie gerade in
der Weinbranche „ein riesiges Potenzial“ attestiert. Sowohl Regionen als auch
Produkte, Betriebe oder Menschen seien als Marke machbar, erklärte Fleuchaus
und stellte dazu 5 Thesen in den Raum: „Marke braucht Mut, Marke braucht
Kontinuität, Marke braucht Leidenschaft, Marke kann man machen und Marke kann
man lernen.“
„Marke
hat nur einen Zweck: Wert zu schaffen. Wertschöpfung ist alles. Und ohne
Wertschöpfung ist alles nichts“, pflichtete Klaus H. Richter bei. Der
Mitbegründer der Werbeagentur Consell, der seit 2002 als Unternehmensberater
und Dozent in Sachen Markenführung und Strategic
Marketing Communications tätig ist, führte routiniert und souverän durchs Programm,
streute dabei immer wieder Erkenntnisse aus seiner langjährigen Arbeit ein und
lieferte Einblicke in die Bausteine der Markenarchitektur. Markenarbeit heißt
für ihn, sich gegenüber den Wettbewerbern zu differenzieren, über diese
Differenzierung Alleinstellungscharakter zu erlangen und Begehrlichkeiten bei
den (potenziellen) Kunden zu erzeugen. Extrem wichtig für eine nachhaltige
Markenarbeit sei dabei Kontinuität.
Wendelin
Grass, früherer Marketingchef der Racke-Gruppe und jetziger Geschäftsführer der
fränkischen Consilium Thüngersheim eG, konnte das nur unterstreichen. Sein
Credo lautet eigentlich: „Verantwortungsvolle Markenführung hat zu 95% etwas
mit Evolution zu tun“. Doch bei der WG Thüngersheim bedurfte es nach seinen
Worten „keiner Evolution, sondern einer Revolution, einer Metamorphose“, in
deren Verwandlungsprozess die Genossenschaft „neu erfunden wurde“. Die
Kooperative (230 Mitglieder, 150 ha Rebfläche) konnte beim Amtsantritt von
Grass im September 2010 zwar auf eine 80-jährige Geschichte, marktgerechte
Qualitäten und ein funktionierendes Vertriebsnetz verweisen. Das Unternehmen
hatte allerdings einen „riesigen Innovationsstau“, Schwächen beim
Marktauftritt, bei der Preis- und Konditionsgestaltung, in der Sortiments- und
Kostenstruktur.
Also
erstellte Grass einen Fahrplan, um einerseits die Wertschöpfung zu erhöhen,
andererseits die Kosten zu senken. Das Sortiment wurde radikal gestrafft: von
zuvor rund 200 Artikeln (jeweils für LEH und Fachhandel) auf 60 bis 70 Artikel
(pro Vertriebskanal). Preise und Konditionen wurden harmonisiert. Zudem setzte
Grass eine Preiserhöhung von 11,5% durch, zumal die Winzer der Kooperative 2010
witterungsbedingt 40% weniger ernten konnten als in normalen Jahren.
Um
die Fixkosten und die Komplexität zu reduzieren, wurde im April 2011 die
Abfüllung ausgelagert (zu Divino Nordheim) und die Zahl der Mitarbeiter von 29
auf 19 gesenkt. Und die Winzergenossenschaft Thüngersheim mutierte zu Consilium
Thüngersheim. Die altbackene Ausstattung wurde (unter Federführung des „Vordenkers“
und bekannten Designers Rüdiger Ertel) umgekrempelt und modernisiert.
Begleitend dazu wurde die Umstellung in einer Funk- und Printkampagne
kommuniziert.
Laut
Grass ist die Metamorphose geglückt. Der durchschnittliche Verkaufspreis sei
2010/2011 gegenüber dem Vorjahr von 2,96 auf 3,37 Euro/l, im Jahr darauf sogar
auf 3,80 Euro/l gestiegen. Und das Unternehmen habe neue Listungen gewonnen (z.
B. bei Teilen der Edeka-Gruppe). Allerdings ist nach Einschätzung von Grass
eine solche Radikalkur nur empfehlenswert, wenn drei Faktoren gegeben sind:
langjähriger Innovationsstau, niedriger Absatzdruck für die bestehende Marke
(was bei den Thüngersheimern nach zwei kleinen Ernten in Folge der Fall war)
und hohe Unzufriedenheit auf Seiten der Mitglieder.
Den
Wert eines traditionsreichen Unternehmens erhalten und eine bestehende Marke
erfolgreich weiterentwickeln – darum ging es im Beitrag von Christian Wichmann
und Steffen Brahner. Wichmann arbeitet für die Agentur Brand:Trust, die sich
auf die Entwicklung und Implementierung von Markenstrategien spezialisiert hat.
Brahner, selbst Absolvent des Studiengangs Weinbetriebswirtschaft in Heilbronn,
ist heute Geschäftsführer des renommierten Weinguts Dr. Bürklin-Wolf
(Wachenheim/Pfalz). Gemeinsames Ziel der beiden: das Profil der Marke
Bürklin-Wolf schärfen, um mehr Anziehungskraft, „mehr Sex-Appeal“ zu erlangen.
Wichmann definiert Marke als „verdichteten Ausdruck unternehmerischer
Spitzenleistungen“. Ausgangsüberlegung ist dabei, dass heutzutage der Überfluss
den Mangel abgelöst hat. Das gilt auch für Werbung. „Wir haben im Schnitt pro
Tag rund 3.000 Markenkontakte, von denen aber nur 6 hängenbleiben. Es gibt also
keinen Mangel an Werbebotschaften, sondern einen Mangel an Relevanz und
Verdichtung“, erklärte Wichmann. Er warnte eindringlich davor,
Illusionsmarketing zu betreiben und Versprechen zu geben, die nicht einzuhalten
sind. „Wenn Markenbild und Leistungen nicht übereinstimmen, entstehen
Dissonanzen. Und negative Erfahrungen mit einer Marke werden viel eher weitererzählt
als positive. Schlechte Nachrichten potenzieren sich viel schneller als
gute.“
Um
die essenziellen Leistungen des Weinguts Dr. Bürklin-Wolf herauszufinden,
befragte Brand:Trust nicht irgendwelche Leute in der Fußgängerzone, sondern –
der Relevanz wegen – die „Fans“ des Unternehmens. Heraus kamen Faktoren wie 85
ha Rebfläche in Wachenheimer Lagen, davon 56 ha Riesling (Tendenz steigend),
99% trockene Weine, 100% biologisch-dynamische Erzeugung, 100% eigene
Abfüllungen, kein Zukauf. Wichtiges Pfund zudem: die Lage Kirchenstück, laut
Brahner die teuerste Lage für trockene deutsche Rieslinge. Das alles wurde
verdichtet zu der Aussage „Bürklin-Wolf erzeugt trockene Spitzenrieslinge aus
Pfälzer Toplagen“ und gipfelte in dem Ein-Wort-Wert „Terroir“. „Wir haben nicht
alles neu gemacht, aber vieles besser“, erklärte Brahner, der seit der
Schärfung des Markenbildes ein deutliches „qualitatives Wachstum“ registriert;
will heißen: eine Verschiebung in den Verkaufszahlen hin zu den
Premium-Lagengewächsen.
Das
Übertragen von Markenwerten in Gegenwart und Zukunft spielt auch bei Champagner
eine wichtige Rolle. Dabei beruht der Erfolg von Champagner, so die Überzeugung
von Ghislain de Montgolfier, auf der Arbeit der
Champagner-Häuser und deren Marketing. „Marken wie Dom Pérignon können für sich
allein stehen und sind deshalb stärker als die Appellation“, argumentierte der
Präsident des Verbandes der Champagner-Häuser und Co-Präsident des
Gesamtverbandes der Champagne.
Wie
man in einem kompetitiven, gesättigten Markt auch ohne lange Tradition eine
Marke aufbauen und etablieren kann, verrieten zwei Weinmacher, die selbst zur
Marke geworden sind: Markus Schneider (vom Weingut Schneider aus
Ellerstadt/Pfalz) und Leo Hillinger (vom gleichnamigen Weingut aus
Jois/Burgenland). Beide genießen inzwischen Kultstatus. Und auch sonst
verbindet die beiden einiges: Beide sind echte Typen, locker drauf,
selbstbewusst, humorvoll, leidenschaftlich, sie glauben an sich selbst,
versprühen einen fast grenzenlosen Optimismus, beide sind kommunikativ,
authentisch, vertrauen ihrer Intuition, kokettieren mit ihrer Herkunft, sind
mutig, nehmen auch die Gefahr von Rückschlägen in Kauf, gehen unbeirrt ihren
Weg. Und beide essen und trinken gern.
Markus
Schneider erzählte ohne große Vorbereitung und ohne Power-Point-Präsentation
„aus der Hosentasche raus“, wie er seinen Betrieb aus bescheidenen Anfängen
(„und immer knapp bei Kasse“) zu dem gemacht hat, was er heute ist. Los ging’s
mit handgeschriebenen Schildern, auf denen er Passanten auf sein geöffnetes
Weingut hinwies, oder mit Einsätzen auf Parkplätzen vor stark frequentierten
Möbelhäusern, bei denen er seinen Wein aus dem Kleinbus heraus verkaufte. Dabei
verlief manches nach dem Prinzip Versuch und Irrtum. „Ich hatte einfach die
richtigen Ideen zum richtigen Zeitpunkt“, meint Schneider, der stets Augen und
Ohren offen gehalten hat, um Anregungen aufzuschnappen. Scheinbar zufällige
Begegnungen spielten dabei eine wichtige Rolle. Einschneidend war für ihn z. B.
das Aufeinandertreffen im Ski-Lift mit einem Typ in Bogner-Klamotten, der ihm
von der Sansibar auf Sylt vorschwärmte. Daraufhin brach Schneider auf, um sich
den Laden mal näher anzuschauen, und kam mit einem Auftrag über 30.000 Flaschen
Wein zurück – einer der wichtigsten Bausteine in seiner Karriere.
Markenkreationen
wie „Black Print“ entstanden bei Schneider ohne Zutun einer Agentur, sondern
„mit Betriebstemperatur“ beim Feiern und Brainstorming mit Freunden und
Bekannten. „Das Drehbuch schreibt das Leben“, sagte Schneider. Heute beschäftigt
er 20 Mitarbeiter, davon drei Geisenheim-Absolventen und einen Meister im
Keller sowie zwei Meister im Außenbetrieb. An manchen Samstagen kommen bis zu
400 Leute in seinen Betrieb, um Weine zu probieren und zu kaufen. Die
Jahresproduktion von 600.000 Flaschen könnte laut Schneider aufgrund der
Nachfrage dreimal so hoch sein. Er hat aber keine Ambitionen, die Menge
hochzuschrauben. Ein Prinzip Schneider, das sich beliebig kopieren ließe, gebe
es nicht. „Bei einer Marke muss alles von vorne bis hinten stimmen. Eine Marke
muss gelebt werden. Und wir leben das.“
Dieses
Statement könnte auch von Leo Hillinger stammen. Der Sohn eines Weinhändlers
hatte bis zum Alter von 18 Jahren „eigentlich nichts mit Wein am Hut“. Erst ein
Praktikum beim Pfälzer VDP-Weingut Bassermann-Jordan weckte sein Interesse.
„Damals haben sich mir neue Perspektiven eröffnet. Ich war begeistert davon,
dass sich junge Menschen intensiv mit dem Thema Wein auseinandersetzen“,
erinnert sich Hillinger. Weitere prägende Eindrücke sammelte er – mit einem
Stipendium der ÖWM in der Tasche – beim kalifornischen Weingut Schug Cellars.
Schon damals entdeckte er sein Verkaufstalent und seine Gabe, Menschen zu
begeistern. Es kostete ihn allerdings einiges an Überzeugungsarbeit, bis er
seine Hausbank von seinem eigenen Unternehmenskonzept begeistert hatte. „Mein
elterlicher Betrieb war mit 400.000 Euro verschuldet, der Zinssatz betrug 17%,
das Keller-Equipment war der reinste Horror, die eigene Rebfläche betrug gerade
mal 0,86 ha, und die Kunden waren im Schnitt 75 Jahre alt – eigentlich ideale
Voraussetzungen, um Selbstmord zu begehen“, erinnert sich Hillinger.
Er
ließ sich aber nicht entmutigen, startete etliche Aktivitäten (vom Jazz-Brunch
bis zum Boogie-Woogie-Wildschweinessen), wurde Mitglied ein einem Golfclub und
schloss sich dem Round Table an, um an kaufkräftiges Publikum heranzukommen –
was ihm auch gelang. Daraufhin nutzte er sein Netzwerk, um solvente Kunden als
Meinungsbildner in der Gastronomie vorzuschieben. Sie sollten in gehobenen
Restaurants nach Weinen des angeblich neuen Stars am Weinhimmel fragen und
verwundert reagieren, wenn jemand noch nie etwas von Hillinger gehört hatte.
Später besuchte er die Locations dann selbst, tafelte dort ausgiebig und outete
sich beiläufig als der vermeintliche Shootingstar. Dabei gaukelte er seinen
potenziellen Kunden zunächst vor, er sei ausverkauft und könne sie nicht mit
Wein beliefern – und schuf so Begehrlichkeiten. „Ich habe einige Zeit im VW-Bus
gelebt und in Terrier-Manier die Menschen an der Verkaufsfront bearbeitet“,
blickt Hillinger zurück.
1997
bot sich ihm die Möglichkeit, 12 ha Weinberge zu kaufen. Daraufhin beschloss
er, in den eigenen Weinbergen drei Weine auf Topniveau zu erzeugen: Hill 1, 2
und 3 (einen Rot-, einen Weiß- und einen Süßwein). Und er praktizierte
provokantes, aggressives Marketing: „Meine Mitbewerber haben mich schwer
beschimpft. Das zeigte mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“ Dann reifte in
ihm der Entschluss, eine avantgardistische Kellerei zu bauen. Das Gelände für
den Neubau kaufte er acht Eigentümern ab – über Strohmänner. „Unentspannt“ war
dabei sein Banker, weil die für das Projekt ursprünglich veranschlagten 3,5
Mio. Euro nicht ausreichten. „Ich brauchte irgendwann noch einmal die gleiche
Summe“. Bei der Einweihung ließ es Hillinger – wie gewohnt – ordentlich
krachen. Er lud 300 Menschen ein, davon 30 Promis. Schließlich kamen 500 Gäste,
davon 100 Promis, manche kamen sogar medienträchtig mit dem Hubschrauber
angeschwebt.
„Ab
diesem Zeitpunkt ging der Boom so richtig los“, erzählt Hillinger, der heute
mehrgleisig fährt. Seine eigenen Weine (von inzwischen 50 ha Rebfläche)
vermarktet er unter Leo Hillinger. Unter Small Hill laufen Weine, für deren
Produktion er mit Vertragswinzern zusammenarbeitet. Darüber hinaus steht er
hinter Beratungsprojekten wie Flat Lake, wobei er zusammen mit lokalen
Genossenschaften Weine für Aldi bzw. dessen österreichische
Schwestergesellschaft Hofer konzipiert. „Der Absatz bewegt sich dabei im
siebenstelligen Bereich, und das zu Preisen zwischen 4,50 und 10 Euro – da
haben alle Beteiligten was davon. Aldi hat Weine, hinter denen ein renommierter
Name steht. Die Konsumenten denken, sie machen ein Schnäppchen. Den
involvierten Genossenschaften wird geholfen. Und auch ich verdiene gutes Geld“,
rechtfertigt er die Kooperation mit dem Discountgiganten. „Durch die
Zusammenarbeit mit Aldi bin ich seit drei Jahren schuldenfrei. Das würd’ ich
jederzeit wieder machen, das ist wie ein Elfmeter ohne Torwart. 98% der
Konsumenten haben von Wein absolut keine Ahnung. Vielleicht 1,8% kennen solche
Sachen wie Rebsorten oder Herkünfte. Die restlichen 0,2% sind totale
Weinfreaks. Aber von den 0,2% kannst Du nun mal nicht leben“, argumentiert
Hillinger.
Insgesamt
beschäftigt er inzwischen 50 Mitarbeiter, inkl. denen, die in seinen vier Shops
arbeiten. Im Herbst soll in Wien ein weiterer Shop eröffnet werden. Zwei
Projekte hat Hillinger allerdings ad acta gelegt: seine Tochterunternehmen in
Ungarn und Deutschland. „Der Tag hat nur 24 Stunden. Ich bin da an meine zeitlichen
und physischen Grenzen gestoßen“, sagte der österreichische Kultwinzer.
Was
Leo Hillinger in seinen Anfängen quasi in Zockermentalität praktizierte –
Begehrlichkeit bei potenziellen Kunden zu schaffen – ist ein zentrales Element
in der Markenarbeit. „Gerade in einer gesättigten Marktwirtschaft geht es immer
um Begehrlichkeit, nicht um Bekanntheit“, erklärt Dr. Christoph Engl, Direktor
der Südtirol Marketing Gesellschaft. Seit Einführung der Dachmarke Südtirol im
Jahr 2004 arbeitet er verantwortlich an deren Führung mit.
Er
zeigte den Teilnehmern des Weinmarketingtags in einer brillanten Präsentation,
wie es gelingen kann, verschiedene Verbände und Institutionen sowie diverse
Produkte (vom Speck über Äpfel bis hin zum Wein) unter einem Dach zu bündeln
und eine Herkunft gemeinsam zu bewerben. Das Ganze funktioniert gleichsam wie
bei einem Orchester, das aus Solisten besteht, die aber alle gemeinsam ein
Stück spielen. Es gehe darum, die Stärken der Einzelnen miteinander zu
vernetzen, meint Dr. Engl. Im Falle von Südtirol sei das eine kontrastreiche
Symbiose aus alpin und mediterran, aus Spontaneität und Verlässlichkeit, aus
Natur und Kultur – ein Dreiklang aus Menschen, Produkten und Landschaften, der
sich in entsprechenden Bildern ausdrücke.
„Destinationen
entstehen nicht auf dem Papier, quasi als Gebrauchsanweisung, sondern in der
Vorstellung der Menschen“, argumentierte Engl. Marketing sei ein Kampf um die
Wahrnehmung, nicht um die Wahrheit. In der Werbung für Urlaubsziele gehe es
darum, die Träume und Sehnsüchte von Menschen für kurze Zeit zu befriedigen. In
einer immer komplexer werdenden Welt gewännen Werte wie Natur, Gesundheit,
Individualität, Authentizität, Einfachheit zunehmend an Bedeutung. „Der Luxus
der Zukunft, das ist nicht das Mobiltelefon für 22.000 Euro, das ist
unsichtbarer Luxus wie Zeit, Raum, Aufmerksamkeit, Sinn, Ruhe, Authentizität“,
betonte Engl. Für ihn ist Südtirol kein geografischer Ort, sondern ein
Lebensgefühl, ein „Garten Eden“. Sein ambitioniertes Ziel: Südtirol zum begehrtesten
Lebensraum in Europa zu machen. Sein Credo: Marke lebt von der Kraft, Spuren zu
hinterlassen.
Spuren
hinterließ auch der Weinmarketingtag. Er lieferte zwar (wie nicht anders zu
erwarten) keine Patentrezepte für eine erfolgreiche Markenarbeit, aber er
beleuchtete die unterschiedlichen Facetten des Markengeschäfts und gab den
Teilnehmern jede Menge Anregungen für die Umsetzung im eigenen Unternehmen mit
auf den Weg. Zudem blieb bei der Kommunikationspause
am Morgen, beim Mittagsbüffet und beim After-Work-Talk genügend Raum für
Gedankenaustausch und Networkung. Branchenspezifische Aussteller rundeten das
Gesamtkonzept des Branchentreffs ab, der am 6. Juni 2013 in die nächste Runde geht.
Arbeitstitel: „Erfolgreiche Vermarktungskonzepte“. -wer-