16. Dezember 2014
Piemont: Barolo & Friends
Aber Deutschland ganz außen vor lassen, das geht
nun auch wieder nicht. Deshalb sollen nun auch
hier zwei Veranstaltungen stattfinden. Die genauen Daten und Veranstaltungsorte
standen nach Redaktionsschluss noch aus. In München planen die Piemonteser eine
gemeinsame Präsentation mit dem Konsortium für Brunello di Montalcino (Toskana)
mit dem Titel „Barolo & Brunello“. Einen Tag später ziehen sie alleine
weiter nach Köln, wo „Barolo & Friends“ auf Fachpublikum und Weinliebhaber
wartet. Die Veranstaltungen werden von Seminaren begleitet, von denen einige
nur Fachleuten vorbehalten sein werden.
In München wird es nur um die beiden Großen,
Barolo und Brunello, gehen. In Köln werden die Erzeuger die ganze Bandbreite
des Piemont präsentieren. „Die Stärke des Piemonts sind die autochthonen
Sorten, 57 sind es an der Zahl“, erklärt Daniele Manzone.
Der Barolo ist ein Wein für Kenner. Sortenrein
aus der autochthonen Rebsorte Nebbiolo gekeltert, reift er mindestens zwei
Jahre im Fass und ein weiteres in der Flasche. Die Trauben kommen aus vorgeschriebenen
Lagen rund um das Städtchen Barolo in der Region Langhe im Piemont. In seinem
Heimatland, wissen Italien-Kenner, kommt er zu hohen Feiertagen auf den Tisch.
Die guten Jahrgänge für Barolo unterscheiden sich
oft von denen anderer Weine. Denn die spätreifende Nebbiolo-Traube braucht es
kühler, damit ein echter Barolo daraus werden kann. Daher kommt es auch, dass
die Piemonteser Winzer am Erntejahr 2014 zwar in Bezug auf ihre anderen
Rebsorten, allen voran Barbera, ziemlich verzweifelten. Dem Nebbiolo wiederum
bekam das kalte Jahr wiederum zumindest nicht so schlecht wie den anderen
Sorten. Allerdings mussten die Winzer, wie in fast allen italienischen
Weinregionen, starke Mengeneinbußen hinnehmen. Laut Zahlen des Verbandes
Assoenologi waren es 15% weniger als im Vorjahr.
Mit seinen schweren Tanninen und seiner komplexen
Struktur trifft Barolo nicht so sehr den derzeitigen Massengeschmack. Dennoch
ist er nicht nur im Fachhandel ein Muss, auch der hiesige LEH verzichtet nach
wie vor nicht auf ihn. Mit Flaschenpreisen ab 8,99 Euro findet man ihn in den
Discountern und Supermärkten – er wird als feste Größe wahrgenommen, die im
Sortiment nicht fehlen darf. Flankiert wird er meist von seinen kleinen Brüdern
Barbaresco, Barbera d'Alba oder Nebbiolo als Rebsortenwein. Einen etwas
schwierigen Stand haben die Weine der Rebsorte Dolcetto. Zum Verhängnis wird
ihnen der Name – denn auch wenn er an das italienische Wort dolce („süß“)
erinnert, wird er traditionell trocken ausgebaut. Dies den Konsumenten zu
erklären, fällt aber selbst den Winzern vor Ort nicht leicht.
Neben den bekannten Roten ist auch die weiße
Sorte Arneis zu einiger Bekanntheit gekommen. In den 1990er Jahren
wiederentdeckt, erlebte die alte Rebsorte als DOC Langhe Arneis oder DOCG Roero
Arneis eine Renaissance. Auch in Deutschland kommt der Arneis an, weil er etwas
unkomplizierter ist: säurearm, dennoch kräftig, mit Noten von Kernobst und
Mandeln. Auf einen ähnlichen Erfolg hoffen nun einige Winzer für zwei weitere
alte Sorten, die bis vor kurzem in Vergessenheit geraten waren: der weiße
Nascetta und der rote Pelaverga. Mit ihnen experimentieren derzeit vor allem
kleine Erzeuger, aber auch die Genossenschaft Terre del Barolo hat die beiden
in ihr Spezialitäten-Programm aufgenommen. Bei der Verkostung mehrerer
Vertreter beider Sorten kann festgestellt werden, dass man es hier mit zwei
sehr unterschiedlichen Charakteren zu tun hat. Der Nascetta geht als durchaus
massentauglich durch: leicht, mit Südfrüchte-Aromen wie Orange oder Ananas.
Terre del Barolo setzt dazu auf einen 15-tägigen Fassausbau, der dem Wein
zusätzlich eine vanillegeprägte Cremigkeit verleiht. Pelaverga wiederum ist ein
eigenwilliges Gewächs: Zunächst ist da die hellrote Farbe, die beinahe einen
Rosé vermuten lässt. Aus den sehr würzigen Geschmacksnoten sticht vor allem
weißer Pfeffer hervor. Kurz: ein Wein für Entdecker auf der Suche nach
außergewöhnlichen Geschmackserlebnissen. Bei „Barolo & Friends“ wird man
sich von den beiden Wiederentdeckten selbst ein Bild machen können: Einige
teilnehmende Winzer werden neben den bekannten Klassikern auch sie mit im
Gepäck haben.
Die Veranstalter hoffen, auf diesem Wege für den
einen oder anderen unbekannteren Erzeuger einen Importeur zu finden.
Gleichzeitig will man aber auch die potenziellen Endkunden überzeugen – die
wohl eher unter den fortgeschrittenen „wine lovers“ zu finden seien als unter
den Durchschnittskonsumenten. In Dänemark beispielsweise sei das „Barolo &
Friends“-Konzept aufgegangen, berichtet Daniele Manzone: „Das Piemont ist dort
mittlerweile die erfolgreichste italienische Weinregion – auch dank unserer
Veranstaltungen.“ Sollten die Events hierzulande ebenso erfolgreich sein wie in
den anderen Ländern, werde man jedes Jahr nach Deutschland kommen. -gu-