11. August 2022
Piwi Kollektiv will badischen Weinbau revolutionieren
Martin Schmidt,
Bio-Winzer aus Eichstetten am Kaiserstuhl
und Vorstand von Ecovin Baden, und Philipp
Rottmann, Nebenerwerbswinzer und Leiter
eines nachhaltigen Start-Up Accelerators in
Freiburg haben gemeinsam das Piwi Kollektiv
gegründet. Das Kollektiv will künftig
Erzeuger:innen bei der Umstrukturierung
ihrer Rebflächen auf pilzwiderstandsfähige
Rebsorten fördern und unterstützen. Nach
dem Vorbild einer Genossenschaft werde
das Piwi Kollektiv als Kellerei fungieren
und Traubenerzeuger:innen unter Vertrag
nehmen, so Schmidt. „Wir verarbeiten die
Piwi-Trauben dann beispielsweise zu richtig
geilem Crémant, alles selbst produziert. Fair,
Bio und richtig lecker“, sagt Schmidt. Der
Crémant wird über eine Crowd-Funding-Aktion,
die am 18. August 2022 startet, erhältlich
sein (https://piwi-kollektiv.de/). Mit einem
besonderen Betriebsmodell und einem
innovativen Verfahren, forschungsseitig
begleitet vom Weinbauinstitut Freiburg, soll
der Bio-Weinbau flächendeckend konventionellen
Winzer- und Erzeugergemeinschaften
und deren Winzer:innen ermöglicht werden,
sagt Rottmann. Dadurch solle der derzeitig
benötigte konventionelle Pflanzenschutz
um 80 Prozent reduziert und die Umwelt
massiv entlastet werden. Zusammen mit dem
Weinbauinstitut Freiburg und dem Winzer
Dieter Rösch erforscht das Kollektiv zudem
eine innovative Grünveredelungs-Methode
(Methode-Rösch), die deutlich kosten- und
ressourcenschonender ist, als der Status
Quo und es ermöglicht, Rebflächen ohne
Ertragsausfall auf umweltschonende Piwi-
Sorten umzustellen. Winzer:innen, die
sich für das Kollektiv interessieren, können
direkt über die Website in Kontakt treten.
„Wir freuen uns über jede Winzer:in die mit
uns arbeiten möchte“, sagen die Gründer
unisono. Ziel ist es, konventionell wirtschaftenden
Genossenschaftswinzer:innen mit
kleineren Flächen (84 Prozent Anteil der
Betriebe in Baden-Württemberg) den Schritt
zum ökologischen Weinbau zu ermöglichen,
indem ein Kollektiv gegründet wird, das sich
an Stelle des (oft für die Zertifizierung zu
kleinen) Erzeugers zertifizieren lässt. „Das
Piwi Kollektiv vereint zukunftsfähige Landwirtschaft
und Bewahrung von traditionellen
Strukturen im Weinan- und -ausbau“, sagt
Schmidt. Zurzeit würden sechs Prozent
der Rebfläche in Baden-Württemberg nach
Bio-Richtlinien bewirtschaftet. Hauptsächlich
von eigenständigen Bio-Weingütern, die
ihre Trauben selbst keltern und eigene
Weine vermarkten. Der Großteil der Betriebe
in Baden-Württemberg bestehe
jedoch aus Genossenschaftswinzer:innen,
die ihre Trauben nicht selbst keltern und
an Genossenschaften abgeben. „Für diese
Zielgruppe ist derzeit kaum Platz in der
Bio-Bewegung, obwohl sie sehr offen und
aufgeschlossen ist und das Rückrad des badischen
Weinbaus darstellt! Hier müssen wir
dringen etwas bewegen“, so Schmidt. -kap-