08. Mai 2015
Rheinhessischer Weinwirtschaftsrat „nicht unzufrieden“
Rebentwicklung 2015 bislang auf Kurs, bei den Marktanteilen im Inland zugelegt, die anfangs skeptisch beäugte Ernte 2014 erlaube problemlose Marktbeschickung – die Ausgangslage für die rheinhessischen Winzer sieht trotz der Sorgen um die Kirschessigfliege recht gut aus. So könnte das schnell gezogene Fazit der Pressekonferenz des rheinhessischen Weinwirtschaftsrates lauten. Die an Zwischentönen relativ reiche Veranstaltung bot in den Räumen des Framersheimer Weinguts Dr. Hinkel aber noch Platz für weitere Aspekte und Informationen.
Beim Jahrgang 2014 weicht nach den Verkostungen allmählich die Anspannung. Viele der unter schwierigen Bedingungen und sehr selektiv gepickten Trauben haben sich als Weine gut entwickelt und bekommen nach positiven Kommentaren aus Weinhandel und Gastronomie aktuell viel Anerkennung. Rheinhessische Winzer, so der Tenor von Wolfgang Trautwein (Vorsitzender des rheinhessischen Weinwirtschaftsrats und Vorsitzender des Verbands der rheinhessischen Weinkellereien), haben das Knowhow und die Schlagkraft, auch aus so einem schwierigen Jahrgang gute Weine herauszuarbeiten.
Noch vor 20 Jahren hätten Wetterkapriolen wie im Jahr 2014 in vielen Betrieben zu einem Desaster geführt, brachten auch Ingo Steitz, Präsident des rheinhessischen Weinbauverbands, und Dr. Ludwig Tauscher, Leiter des Weinbauamtes in Alzey, ihre Einschätzungen auf den Punkt. So aber gebe es vermarktbare, „preisdruck-rechtfertigende“ Qualitäten. Die Weinmosternte fiel dabei 2014 mit 2,575 Mio. hl (Vorjahr: 2,530 Mio. hl) um 1,8% höher aus als im Vorjahr, blieb aber in etwa auf dem Niveau des langjährigen Mittels für Rheinhessen. Der Durchschnittsertrag bewegt sich bei 100 hl/ha; dies liegt wiederum exakt im langjährigen Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2013.
Der Absatz rheinhessischer Weine, die zu 73% über Kellereien und Handel vermarktet werden, hat sich Angaben der GfK zufolge im Vergleich zum Vorjahr positiv entwickelt. Bezogen auf den Gesamtkonsum deutscher Weine, konnte Rheinhessen sogar 2 Prozentpunkte zulegen, erreicht nunmehr 32% Marktanteil und konnte die Pfalz vom gemeinsam gehaltenen Platz Nummer 1 im LEH verdrängen. Dieses Wachstum sei vor allem durch Rosé-Weine getrieben, deren Anteil in Rheinhessen 11,7% ausmacht, erläuterte Thomas Schätzel, Vorsitzender des Rheinhessenwein e.V. Der Durchschnittspreis beträgt dabei unverändert 2,68 Euro/l. In der Direktvermarktung liegt der Durchschnittspreis laut Schätzel bei 6,12 Euro und somit unter dem Vorjahreswert von 6,41 Euro/l.
Im Export habe Rheinhessen zwar aufgrund kleinerer Ernten teilweise Anteile verloren, dürfte aber mit dem 2014er Wein wieder etwas zurückgewinnen. Albrecht Ehses, Geschäftsführer des Verbands der Rheinhessischen Weinkellereien und Berichterstatter zur Exportentwicklung, konnte sich einen Hinweis nicht verkneifen: Im Export spielen ohnehin eigentlich nur zwei deutsche Weinbauregionen überhaupt eine Rolle, nämlich Rheinhessen (mehr als 32 Mio. l) und die Mosel (mehr als 20 Mio. l). Rheinhessen ist im Export traditionell um den Faktor 30 bis 40 stärker als die Pfalz (0,8 Mio. l). Nach Wert der Exporte, der 2013 exakt 85,308 Mio. Euro erreichte und 2014 auf 81,435 Mio. Euro zusammenschmolz, liegen die USA (19,381 Mio. Euro, Trend +6,8%) vor den Niederlanden (16,695 Mio. Euro, Trend -13,1%). Mit deutlichem Abstand folgen die bedeutend kleineren Märkte Großbritannien mit 6,003 Mio. Euro (Trend -1%), China mit 4,113 Mio. Euro und Kanada mit 3,635 Mio. Euro. Nach Menge sortiert werden die Konturen klarer. Im Prinzip sind die Verluste von 33.568 hl vor allem in drei Märkten entstanden: Rheinhessen verlor in den Niederlanden 10.786 hl, in Russland (wo die Währung eine riesige Abwertung durchlitt) 17.681 hl und in Frankreich 11.722 hl. Zweistellige Zuwächse in Lettland, Schweden oder Estland konnten das nicht kompensieren.
Fortgesetzt hat sich in Rheinhessen auch der Wandel im Resortenspiegel. Bei den Weißweinsorten, die auf 69,2% Anbaufläche kommen, haben Riesling (4.359 ha), Müller-Thurgau (4.243 ha) und Silvaner (2.349 ha) die größte Bedeutung. Im langjährigen Vergleich hat in diesem Führungstrio aber nur der Riesling seinen Anteil (16,4%) am rheinhessischen Rebsortenmix stärken können. Grauer und Weißer Burgunder rücken mit großen Steigerungsraten in den Weinbaustatistiken auf. Die seit Jahren schwächelnden Rebsorten Müller-Thurgau (früher die Rebsorte Nummer 1, aktueller Anbautrend +/- 0%) und Silvaner (Trend -0,9%) haben zumindest im letzten Jahr nicht mehr viel Boden verloren.
Im Rotweinbereich, der für 30,7% der Anbaufläche steht und im vergangenen Jahrzehnt eigentlich an Bedeutung gewonnen hatte, dominieren Dornfelder (3.491 ha), Spätburgunder (1.453 ha) und Portugieser (1.368 ha) die Statistik. Während im Weißweinbereich im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 0,5% beim Anbau zu verzeichnen ist - Gewürztraminer, Sauvignon Blanc, Chardonnay, Weißburgunder, Grauburgunder und Riesling vergrößern ihre Anbauflächen - stockt das Wachstum beim Anbau der blauen Trauben. Nur Spätburgunder, Cabernet Sauvignon und Merlot wurden vermehrt gepflanzt. Bei Dornfelder, Portugieser Regent, Sankt Laurent sowie Frühburgunder wurde mehr gerodet als neu angepflanzt. Die bestockte Rebfläche von Rheinhessen beträgt amtlich 26.563 ha. 2.856 Weinbaubetriebe bearbeiten dabei 25.811 ha, die auch im Ertrag stehen. -ja-