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30. November 2009

Was ist das eigentlich... ein Klon?

Als Dolly, das Klonschaf, geboren wurde, fand der Begriff Klon Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch. Vorher wurde er meist nur in Kreisen von Biologen und Pflanzenzüchtern verwendet. Das Wort bedeutet laut Wikipedia im Altgriechischen soviel wie „Zweig“ oder „Sprössling“. Wofür sind aber Klone im Rahmen der Weinerzeugung gut?
Jeder Mensch, jedes Tier und jede Pflanze haben in jeder Zelle (mit Ausnahme der Geschlechtszellen) die komplette Erbinformation, das Genom, gespeichert. Der modernen Kriminalistik erleichtert dieser Umstand ganz wesentlich die Arbeit. So lässt sich heute anhand einer einzelnen Hautschuppe eines Menschen dessen absolut einzigartiger genetischer Bauplan komplett lesen. Klonen bedeutet, das völlig identische Abbild einer Pflanze oder eines Tieres herzustellen (mit Menschen geht das theoretisch auch), hat aber mit Gentechnik im heutigen Sinne, mit der einzelne Gene innerhalb des Genoms verändert werden, nichts zu tun.  Klonen ist also Vermehrung ohne Fortpflanzung. Oder anders ausgedrückt: Fortpflanzung ist Sex (oder das Werk des Bienchens), bei dem zwei Lebewesen jeweils eine Hälfte ihrer Erbinformation zu einer neuen zusammenfügen. Heraus kommt ein völlig neues Lebewesen. Klonen hingegen ist das Abschneiden und Großziehen eines Teils einer Pflanze unter Erhaltung der kompletten Erbinformation der Mutterpflanze. Wissenschaftler unterscheiden hier zwischen vegetativer (Steckling) und generativer (Befruchtung) Vermehrung. Das Klonen von Tieren geschieht durch das Einpflanzen der kompletten Erbinformation in eine Eizelle. Für die Weinerzeugung ist es wichtig, dass positive Eigenschaften einer Rebsorte und der daraus  gewonnenen Weine erhalten oder gar vermehrt werden. Die Rebe, und unter den vielen Rebsorten ganz besonders der Blaue Spätburgunder, ist extrem mutationsfreudig. Das
heißt, auch wenn alle 4.500 Rebstöcke auf einem Hektar Weinberg von einer einzigen  Mutterpflanze stammen, wird man nach ein paar Jahren ein paar Stöcke finden, die sich genetisch verändert haben. Und vielleicht ist einer dabei, der noch bessere Eigenschaften als alle anderen Rebstöcke um ihn herum hat. Dessen Trauben reifen vielleicht besser aus, bringen mehr Farbe mit oder haben ein lockeres Stielgerüst mit kleinen Beeren und sind deshalb nicht so anfällig für Fäulnis. Solche Rebstöcke werden von den Rebenzüchtern selektiert und über Stecklinge weitervermehrt, also wiederum geklont, bis die Erntemenge groß genug ist, versuchsweise einen Wein daraus zu keltern und diesen zu beurteilen. Wenn auch der Wein gut ist, wird dieser neu entdeckte Klon nach weiteren vorgeschriebenen Prüfungen vielleicht einmal den Winzern zur Pflanzung angeboten. Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Rebenzüchter in den Rebmuttergärten vor allem auf Ertragssicherheit und hohe Mostgewichte der Rebsorten geachtet. Erst in den 1960er Jahren wurde mit der  Selektion nach Gesichtspunkten der Qualitätssteigerung begonnen. Vor allem die Vermeidung von Fäulnisbildung, gute phenolische Reife und moderate Säuregehalte sind heute die Ziele der Klonenselektion. Dazu begutachten die so genannten Erhaltungszüchter die Rebstöcke in den Rebmuttergärten, wo jährlich die Holzstückchen für das Pfropfen auf Unterlagsreben geschnitten werden.Geachtet wird unter anderem auf den Zeitpunkt des Austriebs und  der Rebenblüte. Weiterhin ist der Blüteverlauf sowie der Verlauf der Zuckerbildung und des Säurestoffwechsels wichtig. Schließlich wird die Anfälligkeit für Pilzerkrankungen intensiv beobachtet. Nach diesen und anderen Parametern wird entschieden, welche Rebstöcke vermehrungswürdig sind. Wenn ein Rebstock gefunden wird, der nicht mehr den Qualitätsvorgaben entspricht, wird er gekennzeichnet, und es werden davon keine so genannten Edelreiser, also kurze Holzstückchen mit einer intakten Knospe (fachlich: Auge), mehr geschnitten. Das alles ist nicht mit der Rebenzüchtung zu verwechseln, bei der bestimmte Rebsorten gezielt gekreuzt, also generativ vermehrt werden, um bestimmte gewünschte Eigenschaften in einer neuen Rebsorte zu erhalten. Eine neue Rebsorte entsteht aus einem Samenkorn, aus dem eine einzige Mutterpflanze entsteht. Aus dieser werden durch Klonen so viele weitere identische Setzlinge hergestellt, bis damit viele Hektar Weinberge bepflanzt werden können.