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23. November 2017

Versorgungslage trotz kleiner Ernte gesichert

„In der Pfalz sind hochwertige Trauben mit hohen Mostgewichten und angenehmen Säurewerten gewachsen. Daraus werden unsere Winzer tolle Weine keltern.“ Dieses positive Fazit zum Jahrgang 2017 zog Klaus Schneider im Rahmen des Herbstlichen Kamingesprächs der Pfalzweinwerbung, das am 20. November im Weingut Neuspergerhof (Rohrbach) über die Bühne ging. Der 1. Vorsitzende der Pfalzweinwerbung und Präsident des Deutschen Weinbauverbandes kündigte sortentypische, frische, fruchtbetonte Weine mit ausgeprägtem Aromenspiel an – eine Einschätzung, die er mit Dr. Jürgen Oberhofer von der Abteilung Weinbau und Oenologie des DLR in Neustadt/Weinstraße teilt, der erklärte, dass sich die Konsumenten vor allem auf Weine aus Bukettsorten wie Sauvignon Blanc, Scheurebe oder Muskateller freuen können. Für einen großen Wermutstropfen hätten 2017 allerdings die teilweise niedrigen Erntemengen gesorgt. Nach einem sehr frühen Austrieb war es bekanntlich im April zu lokalen Frostschäden gekommen, die die Natur nicht mehr ausgleichen konnte, zumal es den betroffenen Weinbergen anschließend aufgrund von Trockenheit und geringen Niederschlagsmengen an der nötigen Wasserversorgung mangelte. Später schürte anhaltender Regen die Fäulnisgefahr.
Die Winzer haben deshalb außergewöhnlich früh geerntet, laut Schneider „ihre Hausaufgaben gemacht“ und gesundes Lesegut eingefahren. Dennoch sei es in einigen Lagen zu massiven Ertragseinbußen gekommen, die lokal unterschiedlich hoch ausfielen. Manche Winzer müssten Einbußen von bis zu 40% verkraften, andere hätten eine Menge geerntet, die auf dem Niveau des langjährigen Mittels liege. Es sei deshalb ein „neidischer Herbst“ gewesen. Wie viel 2017 definitiv geerntet wurde, könne man zwar erst sagen, wenn alle Erntemeldungen abgegeben seien (was voraussichtlich erst Mitte Januar 2018 der Fall sei). Aber die Verantwortlichen beim Weinbauverband Pfalz rechnen damit, dass sich die Erntemenge in Deutschlands zweitgrößtem Anbaugebiet rund 10% unter dem langfristigen Mittel von 2,2 Mio. hl bewegen dürfte (also bei knapp unter 2 Mio. hl).
„Es gibt nicht zu viel Pfälzer Wein, aber so viel, dass jeder was abbekommt“, beschwichtigte Klaus Schneider die Gemüter. Zumindest die Versorgung des Marktes mit Qualitätswein sei gesichert. „Moderate Preiserhöhungen“ sind nach Einschätzung des Weinbaupräsidenten „in einzelnen Fälle nicht auszuschließen“. Das könne dazu führen, dass es im nächsten Jahr weniger Billigangebote an Pfälzer Weinen im Discount gebe – was Schneider aber als „gar nicht mal so schlimm“ erachtet. Als große Chance bezeichnet er zudem die geänderten bezeichnungsrechtlichen Vorschriften, die die Herkunft als prägendes Element in den Vordergrund stellen. Die Pfalz ist inzwischen (wie alle anderen deutschen Anbaugebiete) eine geschützte Ursprungsbezeichnung (gU). Das Informieren über die Besonderheiten der Weine aus gU-Gebieten wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Darüber hinaus ist das Thema Herkunft eingebunden in eine Kampagne des Deutschen Weininstituts. Schneider geht davon aus, dass dies zu einer weiteren Steigerung des Bekanntheitsgrads der Weine mit der gU Pfalz beiträgt. Synergieeffekte verspricht er sich dabei von der Verknüpfung mit der Tourismuswerbung und davon, dass die Pfalz „als Wein- und Tourismusregion unter einem einprägsamen Namen auftritt“. -wer-