17. Dezember 2020
WEIN+MARKT Weihnachtsgruß 2020
Im vergangenen Jahr habe ich an dieser Stelle geschrieben: „Ist Ihnen eigentlich klar, dass in wenigen Tagen die 20er Jahre beginnen?
Bis jetzt stand dieser Begriff für die 1920er Jahre, die ja ‚wild‘ gewesen sein sollen. In Anbetracht der aktuellen Weltlage
kann mit großer Sicherheit davon ausgegangen werden, dass auch die 2020er Jahre ‚wild‘ werden.“ Ich konnte mir damals nicht
vorstellen, dass sie so wild werden würden. Auf einer der zahlreichen Weihnachtskarten, die uns dieser Tage in der Redaktion
erreichten, las ich das Wortspiel: „Unbeirrbar in dem Wirrwarr!“ Mich durchzuckte der Gedanke: Besser unbeirrbar als unbelehrbar.
Irgendwie spiegelt sich in diesen wenigen Worten die ganze Situation dieses unglaublichen Jahres 2020 wider. Wirklich
niemand hätte vor einem Jahr geglaubt, dass wir bis zum heutigen Tag in der schlimmsten Krise seit dem letzten Krieg stecken
würden. Auf dem Foto eines Plakats, das mir ein Freund schickte, habe ich gelesen: „Ich fühle meine Rechte nicht beschränkt oder
bedroht. Bedroht fühle ich mich durch Rechte und Beschränkte.“ Treffender lässt sich kaum beschreiben, was die allermeisten
Menschen derzeit empfinden. Fast ausnahmslos jeder ist von der Pandemie in irgendeiner Weise betroffen – sehr viele sind bereits
wirtschaftlich an ihre Grenzen gestoßen. Auch Teile unserer Weinbranche. Wer sich bis vor Kurzem glücklich schätzen konnte,
dass seine Weine in den besten Hotels und Restaurants zu finden sind, wer froh war, ein solides Standbein im Exportgeschäft
zu haben, der hat jetzt noch viele Flaschen im Keller liegen, die längst verkauft sein sollten. Andere wiederum, die sich schon
immer mit viel persönlichem Zeitaufwand um ihre Privatkundschaft bemühen, können die Arbeit mit den vielen Päckchen und den
Liefertouren derzeit kaum bewältigen. Im Großen und Ganzen profitieren wir Weinleute von der Treue der Weintrinker zu ihrem
Lieblingsgetränk. Wenn man schon zuhause bleiben muss, dann wenigstens mit einer Flasche Wein am Abend. Und der darf
gerne etwas mehr kosten als sonst. Letztes Jahr stand an dieser Stelle auch: „Für das ausklingende Jahr und die kommenden
Weihnachtstage wünschen sich die meisten Menschen zu Recht etwas Ruhe, Entspannung und Erholung von den vergangenen
Monaten mit Stress, Hetze und Termindruck.“ Das würde ich Ihnen heute auch gerne wünschen. Aber doch um Himmels Willen
nicht so ruhig, wie es nun tatsächlich sein wird. Und trotzdem – das Jahr 2021 wird im Zeichen intensiver Kundenkontakte stehen.
Auf neuen wie auf alten Pfaden. Dabei kommt einem Insidermedium wie WEIN+MARKT eine besondere Rolle zu. Wir werden
Sie ab dem 4. Januar wieder in gewohnter Weise mit den wichtigsten Nachrichten der Branche versorgen. Bleiben Sie gesund!
Klaus Herrmann und das Team: Jan Bertram, Adriana Cartolano, Werner Engelhard, Florian Stever und Jörg Winkler.