
Es waren einmal zwei Weingüter in Ortenberg in der badischen Ortenau. 1997 fusionierten Schloss Ortenberg und St. Andreas, beides kommunale Betriebe, aber als Solisten auf Dauer nicht lebensfähig. Der Zusammenschluss unter Federführung des Ortenaukreises und der Stadt Offenburg zu einem Betrieb mit 45 Hektar Rebfläche führte auch zu einer Konzentration auf den Betriebsnamen Schloss Ortenberg, das aber angesiedelt war und ist auf der einstigen St. Andreas-Adresse.
Doch der traditionsreiche Name St. Andreas ging weitgehend verloren. Aber im Mai 2021 stieg Thomas H. Althoff, Begründer eines der bedeutendsten Hotel-Unternehmen mit 18 überwiegend noblen Häusern in vier Ländern, als Pächter im Weingut ein, mit Vorkaufsrecht für die Zukunft. Der 69-Jährige hatte nach eigenem Bekunden schon rund 20 Jahre mit der Idee geliebäugelt, sein kulinarisches Reich noch durch ein Weingut zu ergänzen. Er hielt Ausschau in verschiedenen Ländern bis hin zu Südafrika und wurde schließlich in Baden fündig.
Er bringt sich bereits tatkräftig ein und bestärkte als erfolgreicher Unternehmer das Team in Ortenberg bei der Idee einer Wiederbelebung von St. Andreas. Hier wurde jetzt Vollzug gemeldet und werden die besten Weine des Hauses als weinrechtlich inzwischen erlaubte Erste und Große Gewächse unter der Bezeichnung St. Andreas präsentiert. Bei der Erstvorstellung des Jahrgangs 2021 und von zwei Spätburgundern aus 2020 im kleinen Kreis war auffällig, dass sich die Weißweine durch die Bank relativ leicht mit nur 12 %-Vol. Alkohol und praktisch ohne Restzucker präsentierten, aber trotzdem geschmackliche Dichte aufwiesen. Die Spätburgunder aus den Lagen Andreasberg (Erstes Gewächs) und Schlossberg (Großes Gewächs) zeigten etwas mehr Muskeln, aber auch elegante Facetten.
Die St. Andreas-Weine machen im recht breiten Sortiment aktuell nur rund 10 Prozent aus. Sie sind auch deshalb eine Bereicherung des Angebotes, weil sich hier mit Tradition und dem Slogan „Weinkultur seit 1407“ werben lässt. Denn der Name St. Andreas wurde im Zusammenhang mit Wein und einem St. Andreas-Hospital erstmals vor 615 Jahren urkundlich erwähnt.-
kn-