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02. Mai 2024

Weinproduktion und -konsum sinken

Dürre, Brände, Hitze, Starkregen, Pilzbefall und schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen bei der Vermarktung – Hintergründe für die im dritten Jahr hintereinander zurückgehende weltweite Rebfläche gibt es viele. Die weltweite Weinanbaufläche schrumpfte im Jahr 2022 (das aktuellste Datum für diese Werte) um 0,5 Prozent auf 7,2 Millionen Hektar (Vorjahreswert: 7,3 Millionen Hektar). Hauptsächlich angetrieben wurde dieser Trend durch die Beseitigung von Rebflächen in den wichtigen Weinbauregionen auf beiden Hemisphären, wie der neue OIV-Generaldirektor Dr. John Barker auf seiner ersten Pressekonferenz zum Stand der weltweiten Weinbau- und Weinhandelsaktivitäten berichtete. Innerhalb der EU ging die Rebfläche demnach um 0,8 Prozent auf 3,3 Millionen Hektar zurück. Die einzigen Länder, die sich diesem Trend entzogen und innerhalb der EU ihre Rebflächen vergrößerten, waren Italien, Deutschland und Griechenland.
 
Barker blieb es auch vorbehalten, schnörkellos und sachlich die schlechteste Weinernte seit 1961 zu präsentieren – extreme klimatische Bedingungen und weit verbreitete Pilzkrankheiten hätten im Jahr 2023 viele Weinberge weltweit stark in Mitleidenschaft gezogen, was zu einer historisch niedrigen globalen Weinproduktion von 237 Millionen Hektolitern geführt habe. Dies bedeute einen Rückgang um 9,6 Prozent gegenüber 2022 und stelle die niedrigste Produktion seit 1961 dar. Die OIV korrigierte dabei die bisherigen Prognosen für das Jahr 2023 nach unten. Ganz oben in der Rangliste landete im vergangenen Jahr Frankreich mit 48 Millionen Hektolitern (Trend zum Vorjahr: +4,4 Prozent) vor Italien mit 38,3 Millionen Hektolitern (-23,9 Prozent), Spanien mit 28,3 Millionen Hektolitern (-20,8 Prozent) und den USA mit 24,3 Millionen Hektolitern (+8,5 Prozent). Prozentual zweistellige Mengenverluste gab es auch in Chile (-11,4 Prozent), Australien (-26,2 Prozent), Südafrika (-10 Prozent), Argentinien (-23 Prozent), Russland (-10 Prozent), China (-33 Prozent) und Griechenland (-34,4 Prozent). Zweistellige Zuwächse gegenüber dem Vorjahr verzeichneten nur Rumänien (+21,2 Prozent), Brasilien (+12,1 Prozent) sowie Moldawien (+27 Prozent)
 
 
 
Ein Gleichgewicht bei Produktion und Konsum zeichne sich maximal in einzelnen Märkten, aber keinesfalls auf weltweiter Ebene ab, erklärte Bark. Es wurden laut Informationen der OIV selbst in dem schwierigen Erntejahr 2023 noch 16 Millionen Hektoliter mehr produziert als getrunken. Der weltweite Weinkonsum im Jahr 2023 wird nämlich auf 221 Millionen Hektoliter geschätzt. Das entspricht einen Rückgang von 2,6 Prozent gegenüber den bereits niedrigen Zahlen von 2022. Sollten sich die vorläufigen Zahlen bestätigen, wäre das der niedrigste Wert seit 1996. Der Anstieg der Produktions- und Vertriebskosten, der durch den Inflationsdruck verursacht wurde, führte zudem zu höheren Weinpreisen für die Verbraucher, die ohnehin schon in etlichen Ländern mit einer geringeren Kaufkraft zu kämpfen hatten. Obwohl die Gesamtmenge des weltweit exportierten Weins auf 99,3 Millionen Hektoliter zurückging (-6,3 Prozent), wurde dies durch einen hohen Exportwert ausgeglichen, der 36 Milliarden Euro erreichte. Das ist der zweithöchste jemals verzeichnete Wert. Der Durchschnittspreis pro Liter Wein im Export erreichte sogar ein Rekordhoch von 3,62 Euro.
 
 
 
Gegenüber dem Durchschnittspreis von 2020 wurde seitens der OIV damit ein Plus von 29 Prozent errechnet, das jedoch fast ausschließlich von Kostensteigerungen gefressen wurde. Flaschenweine (definiert als Weine mit weniger als 2 Liter Gebindegröße) machten zuletzt 53 Prozent der Exportmenge aus und erreichten 67 Prozent des Exportwertes. Fassweine (mehr als 10 Liter) repräsentierten 33 Prozent der weltweiten Exportmenge und 7 Prozent des Exportwerts. Bag-in-Box-Weine (mehr als 2, weniger als 10 Liter) stellten 4 Prozent der internationalen Weinhandelsmenge. Den Schaumweinanteil im internationalen Handel schätzt die OIV auf 11 Prozent der Menge und 25 Prozent des Umsatzes. Die größten Produzentenländer, aber auch einige der größten Verbraucherländer sitzen in Europa. Die EU stand laut OIV im vergangenen Jahr für 107 Millionen Hektoliter Verbrauch (Vorjahr: 111 Millionen Hektoliter) und damit für 48 Prozent des weltweiten Konsums. Die größten konsumierten Mengen wurden in den USA (33,3 Millionen Hektoliter), Frankreich (24,4 Millionen Hektoliter), Italien (21,8 Millionen Hektoliter), Deutschland (19,1 Millionen Hektoliter) und Großbritannien (12,8 Millionen Hektoliter) verzeichnet. Die größten Weinimporteure blieben 2023 Deutschland (13,6 Millionen Hektoliter), Großbritannien (12,3 Millionen Hektoliter) und die USA (12,3 Millionen Hektoliter). Der nach Wert bedeutendsten Importmärkte waren die USA (6,2 Mrd. Euro), Großbritannien (4,7 Mrd. Euro) und Deutschland (2,6 Mrd. Euro). -ja