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04. Mai 2017

Korkenzieher im Gepäck




Promis werden oft und gern zitiert, wenn es um die Bedeutung des Rebensafts geht. Was sich hinter solchen Weinbeziehungen verbirgt, schildert die Historikerin Katarina Sieh-Burens in dem gelungenen Buch »Korkenzieher im Gepäck. Deutscher Wein – von Adenauer bis Victoria«. Sieben politische Persönlichkeiten und ihr Bezug zum deutschen Wein werden darin vorgestellt: König Friedrich II., Thomas Jefferson, Fürst Metternich, Königin Victoria, Fürst Bismarck, Konrad Adenauer und Theodor Heuss.
In Archiven, Erinnerungsstätten und Ausstellungen fand die Autorin manch unbekanntes Detail und fügte bekannte und weniger bekannte Fakten und Anekdoten zusammen zu einem differenzierten Einblick in das Beziehungsgeflecht von Wein und Macht. Friedrich der Große kann, mit den einzigartigen Weinterrassen von Schloss Sanssouci, als eine illustre Weinpersönlichkeit des 18. Jahrhunderts verstanden werden. Bestandslisten und Rechnungen geben Einblicke in den Konsum des preußischen Königshofs. Thomas Jefferson, der dritte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, hat während seines Aufenthalts in Europa ausgiebig Weinrecherchen in Frankreich, Oberitalien und auch Deutschland unternommen. So bereiste er im April 1788 die Anbaugebiete längs des Rheins. Seine Aufzeichnungen enthalten präzise Angaben zur damaligen Kultivierung von Reben.
Fürst Metternichs Name wiederum zählt zu den ersten, die für das 19. Jahrhundert im Kontext von Politik und Wein zu nennen sind. Mit dem Johannisberg im Rheingau hat der Wahl-Österreicher sich und der zukunftsweisenden Förderung des Rebanbaus ein Denkmal gesetzt. Ganz anders ist Fürst Bismarcks Weinaffinität zu sehen: Das Trinken als solches, sei es Wein, Champagner oder auch Bier, war dem Reichskanzler Lebenselixier. Für Königin Victoria hatte der Trinkgenuss ebenfalls einen Stellenwert im täglichen Leben, wie ihre Tagebücher verraten. Regelrechte Weingespräche führte die britische Regentin gelegentlich mit ihren engsten Ratgebern.
Konrad Adenauer und Theodor Heuss sind zwei ausgewiesene Weinliebhaber des letzten Jahrhunderts, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Für den Bundeskanzler dokumentieren die detaillierten Bestandslisten seines Weinkellers das Bild eines Connaisseurs. Edle Tropfen dienten ihm als Kapitalanlage wie auch als Mittel der Diplomatie. Beim Bundespräsidenten belegen seine Herkunft, die Doktorarbeit, zahlreiche Reden und Korrespondenzen die große Weinleidenschaft. Beide waren mit ihrer Kennerschaft sehr nützlich für die Weinwirtschaft der jungen Bundesrepublik.
Die Autorin bietet unterhaltsame und gleichzeitig sachkundig geschriebene Portraits interessanter historischer Persönlichkeiten und informiert damit ganz nebenbei über geschichtliche Aspekte deutscher Weine und Weinlandschaften. Rundum spannend und interessant!
 
Katarina Sieh-Burens, Korkenzieher im Gepäck. Deutscher Wein – von Adenauer bis Victoria, Rhein-Mosel-Verlag, ISBN 978-3-89901-090-0, 19,80 Euro 

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