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08. März 2021

Attraktives Fundstück

2017 Lost Boys (Grenach/Syrah)

89 Punkte


    

Die Angabe 2017 Grenache/Syrah auf unserer Probenliste klingt zunächst wenig spektakulär. Was sich dann aber im Glas präsentiert, ist es sehr wohl. Offensichtlich haben nach den Süditalienern auch die südfranzösischen Önologen gelernt, wie man „konsumentenfreundliche“ Rotweine produziert. Schon die Farbe beeindruckt, der Duft ist komplex, fruchtbetont und von eher mittlerer Intensität. Im Mund jedoch breitet sich eine mollig-saftige Textur aus, die jeden Winkel am Gaumen erreicht. Es kommt die Idee auf, einen Löffel zu benutzen, so viskos präsentiert sich dieses Konzentrat, das sogar seinen mächtigen Alkoholgehalt gut verbergen kann. Ein toller Wein, um Rotweinverweigerer zu überzeugen, die Lieblingsweinfarbe zu wechseln.
    

„Wir wollten unseren Kunden einen Wein aus dem Süden Frankreichs bieten, der sich qualitativ vom dortigen Mainstream abhebt, der komplex und nicht mehr verschlossen ist und noch dazu eine interessante Story bietet“, sagt Jens Ostheimer, Geschäftsführer der Francimport GmbH aus Mannheim – und erklärt damit, warum das Unternehmens den 2017er „Lost Boys“ in sein Vertriebsprogramm genommen hat. Die Rotweincuvée aus Grenache (60 %) und Syrah (40 %) stammt von Frédéric Bousquet EARL aus Lézignan-Corbières. Frédéric ist Miteigentümer des von seinem Vater Jean-Noël Bousquet gegründeten Familienbetriebs Château Grand Moulin (ebenfalls mit Sitz in Lézignan-Corbières), der über eine Gesamtrebfläche von 130 ha verfügt. Die Geschichte des Lost Boys erzählt nach Angaben des Unternehmens von mehreren Barriques, die im Zuge der Renovierung eines Weinkellers „über mehrere Monate hinweg verlegt und vergessen wurden“ und aufgrund der „ausgezeichneten Lagerkonditionen zu einem ganz hervorragenden und geheimnisvollen Nektar reiften“. Anscheinend war hier ein sehr phantasievoller Werbetexter am Werk. Aber Bousquet ist es tatsächlich gelungen, aus dem Inhalt der Barriques einen außergewöhnlichen, sehr extraktreichen, vielschichtigen, charaktervollen Südfranzosen (mit 15 % vol.) zu erzeugen, der keinerlei Alterungserscheinungen zeigt und noch dazu ein überaus attraktives Preis-Genuss-Verhältnis bietet. Der Look des Frontetiketts ist extrem puristisch und fokussiert auf den Markennamen Lost Boys. Auf den ersten Blick sieht der rote Südfranzose damit wie ein Wein aus Übersee aus. Die wahre Herkunft (IGP d’Oc) erschließt sich einem erst beim Blick aufs Rückenetikett. Francimport hat sich laut Jens Ostheimer eine Option auf bis zu 8.000 Flaschen des Weins gesichert. „Falls Lost Boys so gut läuft wie wir uns das vorstellen, wird es auch Nachfolger aus den Jahren 2018, 2019, 2020 usw. geben“, blickt Ostheimer zuversichtlich nach vorn. Die müssen dann aber nicht erst verlegt und vergessen werden.