03. September 2019
03. September 2019
2015 Il Borro
91 Punkte
39 Euro (UVP)
Wenn ein vier Jahre alter Wein zu
„Neu im Markt“ angestellt wird,
sind die Erwartungen hoch. In diesem
Fall werden diese voll erfüllt.
Neben der schönen Farbe fällt
zunächst das ausgeprägte
BSA-Näschen auf. Gut integriertes
Holz macht die Nase tief und
vielschichtig, stört aber nicht den
jugendlichen Eindruck. Das setzt
sich am Gaumen fort. Ein sehr
dichter, gehaltvoller, vielschichtiger
Rotwein, bei dem es am
Gaumen lange etwas zu entdecken
gibt. Reife Tannine schmecken
regelrecht wohltuend. Ein Rotwein für
Aficionados.
Il Borro – das ist mehr als bloß ein Weingut. Das Unternehmen aus San Giustino Valdarno
steht quasi für ein ganzheitliches Genusserlebnis und für die Verbindung von
gehobenem Essen, Wein, Weintourismus und Veranstaltungen (wie Hochzeiten). Darüber
hinaus betreibt das Unternehmen zwei Restaurants, die sich an Feinschmecker
richten. Die Bezeichnung „Borro” bezog sich ursprünglich auf eine Festung, die zur Verteidigung
eines strategischen Gebiets erbaut worden war. Das erste schriftliche Zeugnis
über die Burg geht auf das Jahr 1254 zurück, als ein adeliger Mailänder – der Marchese
Borro Borri – den Besitz erwarb. In den folgenden Jahrhunderten wechselte das
Landgut mehrfach den Besitzer. 1993 ging der gesamte Besitz an Ferruccio Ferragamo.
Ferragamo hatte sich nach eigenem Bekunden bereits im Jahr 1985 in das Landgut
(Gesamtfläche: 700 ha) verliebt und es daraufhin gepachtet. Mit Hilfe seines
Sohns Salvatore (dem heutigen Geschäftsführer von Il Borro) unternahm er umfangreiche
Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten, um dem historischen Ort neues
Leben einzuhauchen. Unter der Ägide der Familie Ferragamo entstand ein modern
ausgestattetes Weingut mit inzwischen rund 45 ha Rebfläche, die biologisch bewirtschaftet
werden. Die Reben stehen in einer Höhe von 300 bis 500 m über dem Meeresspiegel.
Kultiviert werden die für die Toskana typische Rebsorte Sangiovese, aber
auch ursprünglich aus Frankreich stammende Sorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon,
Petit Verdot oder Syrah.
Merlot (50%), Cabernet Sauvignon (35%) und Syrah (15%) sind denn auch die Bestandteile
des gehaltvollen (14,5% Vol.) roten Il Borro aus dem Jahrgang 2015, der unter
der Bezeichnung IGT Toscana vermarktet wird. Nach Angaben des Unternehmens
reift der Wein mindestens 18 Monate im Fass und nach der Abfüllung weitere acht
Monate in der Flasche, bevor er in den Verkauf kommt. Vom Jahrgang 2015 gibt es laut
Marcel Farcas, der für Il Borro seit April 2019 als Brand-Development-Manager fungiert
und die Märkte in Ost- und Mitteleuropa (inklusive Deutschland) betreut, rund 6.000
Flaschen. Wer lieber einen ansprechenden reinsortigen Sangiovese sucht, ist mit dem
2016 Il Borro Polissena gut bedient. Der erwies sich in unserer verdeckten Verkostung
zwar als nicht ganz so vielschichtig wie die Cuvée aus Merlot, Cabernet und Syrah, dafür
ist der Polissena aber auch günstiger zu haben (UVP: 25 Euro). Übrigens: Neben
Rotweinen hat das Unternehmen auch Rosé, Schaumwein (Bolle di Borro Rosé Brut
Metodo Classico aus Sangiovese), Vin Santo, Grappa, Olivenöl und Honig im Programm.