07. Januar 2020

Genossenschaftskellerei Heilbronn: Imageoffensive für Trollinger

2018 Ursprung Trollinger trocken

86 Punkte
5,99 Euro (UVP)

    Einen Wein aus der Rebsorte Trollinger haben wir bei den verdeckten NiM-Verkostungen eher selten auf dem Tisch. Deshalb gehe ich mit umso größerer Neugier an die Flasche. Okay, eingefleischte Rotweinliebhaber wären nicht euphorisch. Aber unvoreingenommen betrachtet hat dieser Wein alles, was einen guten Rotwein ausmacht. Farbe? Sehr gut! Absolut ehrlich und typisch. Geruch? Lupenrein. Erstaunlich komplex und facettenreich. Geschmack? Ja! Genau so wünscht man sich einen trockenen Trollinger. Ausgewogene Gerbstoffe, ein Touch Holz, Eleganz und Finesse, von allem genau das richtige Maß für eine ganz breite Palette von Speisen, die man sich dazu vorstel-len kann. Von Räucherfisch bis Käsespätzle. Was braucht man mehr für jeden Tag?    

Justin Kircher, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaftskellerei Heilbronn, kündigte im vergangenen September auf der Bilanzpresse-konferenz des Unternehmens zum Geschäftsjahr 2018 „das strategisch wichtigste Projekt für Heilbronn und vielleicht sogar für ganz Württemberg“ an: einen Premium-Trollinger mit Namen „Ursprung“. Es dauerte noch ein paar Wochen, bis der Premieren-Vorhang aufging, aber jetzt ist der Ursprung Trollinger auf dem Markt. Das Konzept für den 2018er Rot-wein aus ertragsreduzierter Produktion orientiert sich am Vorbild der Südtiroler, denen es gelungen ist, ihrem Vernatsch ein wertiges Upgrade zu verpassen. Der auf der Maische vergorene und trocken ausgebaute Trollinger hat 12,5% vol. Alkohol, 3,1 g/l Restzucker, 4 g/l Säure und dezente Tannine. Die Heilbronner wollen mit der neuen Kreation das Image des Trollingers aufpolieren und darauf hinweisen, dass „Trollinger wie keine andere Rebsorte für Württemberg steht“. Er sei ein Kulturgut und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Württemberg. Auch bei der Genossenschaft selbst spielt er eine wichtige Rolle: Er steht auf 300 der insgesamt 1.450 ha Rebfläche, die die Mitglieder bewirtschaften. Dem Trollinger komme nicht überall die Wertschätzung zugute, die er verdiene, kommentieren die Heilbronner. „Er gilt manchen als antiquiert bzw. angestaubt und etwas schwach auf der Brust. Dabei ist der Trollinger vielleicht der modernste Wein unserer Zeit. Er ist wie geschaffen für die moderne Lebensart. Moderat im Alkoholgehalt, zurückhaltend im Tannin, fruchtig-leicht und unkompliziert passt er hervorragend zur heimischen Küche sowie zu vielen internationalen Gerichten“, argumentieren sie. Man tue ihm unrecht, wenn man ihn mit schweren Rotweinen vergleiche. Das sei auch gar nicht sein Anspruch. Er sei vielmehr ein Begleiter für die leichten und angenehmen Seiten des Lebens. „Es gibt in Württemberg ja schon einige High-End-Trollinger. Tolle Qualitäten, aber mit sortentypischem Trollinger haben die eigentlich nicht mehr viel zu tun. Unser Ursprung soll eine neue Generation verkörpern, ausdrucksstark und lebendig sein und Spaß auf einen zweiten Schluck machen“, erklärt Justin Kircher die Idee hinter dem neuen Produkt, das als „Flaggschiff für die Renaissance des Trollingers“ dienen soll – konzipiert für „alle, die Neuem gegenüber aufgeschlossen sind und gerne ausgetretene Pfade verlassen“. Darüber hinaus soll er erschwinglich sein. Erschwinglich heißt in dem Fall, dass der Ursprung Trollinger preislich bei 5,95 Euro (UVP) positioniert ist. Fürs Debüt wurden ca. 20.000 Flaschen abgefüllt. Die Heilbronner gehen aber selbstbewusst davon aus, „dass im ersten Wurf schon bis zu 100.000 Flaschen machbar sind“. „Wir leisten damit echte Pionierarbeit“, erklärt Kircher, der sich durchaus bereit zeigt, das Konzept auch für andere Betriebe zu öffnen. Die Trauben für den Wein haben ihren Ursprung in den Lagen des Heilbronner Wartbergs. Ursprung ist dabei eine eingetragene Marke. Wie Michael Eißler, Geschäftsführer der Genossenschaftskellerei, erklärt, hatte die ehemalige Weingärtnergenossenschaft Lehrensteinsfeld die Rechte am Namen „Ursprung“ an das Weingut Markus Schneider (Ellerstadt/Pfalz) verkauft, sich aber die Nutzungsrechte der Marke für eigene Zwecke vorbehalten. Die Genossenschaftskellerei Heilbronn eG als Rechtsnachfolgerin der WG Lehrensteinsfeld nutze dieses Recht nun für den neuen Trollinger.
 
www.wg-heilbronn.de oder www.ursprung-trollinger.de