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07. Januar 2020

Provinco Italia: Perfektes italienisches Design

2016 Ronco di Sassi Primitivo Riserva

90 Punkte
ca. 15 Euro (UVP)

    Wer regelmäßig Blindverkostungen macht, kennt den Begriff der „Psychologie der schweren Flasche“. Denn jedem kommt beim Anheben einer solchen 1,94-kg-Flasche (!!!) in den Sinn: Da muss etwas Besonderes drin sein. Also versuchen wir, diesen Gedanken auszublenden. Im Probierglas zeigt sich dann aber doch ein in jeder Hinsicht fast unglaublich dichter Rotwein. Super Farbe, super aromatisch, super dicht, super weich und super süffig. Ein komplexes Aromenspiel, mit dem sich der Gaumen sehr lange beschäftigen kann. Primitivo im Quadrat. Ein Highlight für eine Blindverkostung, fast zu anstrengend auf dem Esstisch zuhause.    

Provinco Italia, Rovereto, gehört zu der an der Mailänder Börse notierten Unternehmensgruppe Italian Wine Brands (IWB). Im Geschäftsjahr 2018 verbuchte die Gruppe einen Gesamtumsatz von knapp 149,9 Mio. Euro. Davon wurden 72 Mio. Euro im Distanzhandel (über die Firma Giordano) erzielt. Etwa 77,2 Mio. Euro gingen auf das Konto der internationalen Großhandelsaktivitäten, die unter Provinco laufen. Der Rest entfiel auf „andere Aktivitäten“. Provinco versteht sich als Dienstleister, der seinen Kunden einen Rund-um-Service bietet: von der Produktentwicklung über Herstellung und Logistik bis zur individuellen Kundenbetreuung. „Wir entwickeln Premiummarken, um den Umsatz und die Marge unserer Kunden zu steigern“, betont CEO Alessandro Mutinelli. Eine dieser „Premiumkreationen ist die 2016er Ronco di Sassi Primitivo Ri-serva Manduria DOC. Der dichte Rotwein aus Apulien (14,5% vol.) stammt aus der Kellerei in Torricella (Manduria), die zu IWB gehört. „Wir hatten von dort bereits den Ronco di Sassi Primitivo IGT Puglia Appassimento im Programm und wollten qualitativ noch ein Topprodukt draufsetzen“, erklärt Mutinelli die Idee hinter der 2016er Riserva, von der bei der Erstauflage exakt 9.999 Flaschen erzeugt wurden. Aufgrund der positiven Resonanz soll die Produktionsmenge aus den Folgejahrgängen „in Richtung 30.000 Flaschen erhöht werden“, avisiert der CEO. Die Trauben für die Riserva wurden laut Unternehmensangaben von Hand gelesen. Vergoren wurde der Wein in Edelstahl, danach reifte er 18 Monate in Barriques aus französischer Eiche. Diskussionswürdig ist die Tatsache, dass Provinco für den Wein eine sehr schwere Glasflasche gewählt hat. Das suggeriert Wertigkeit, wirft aber die Frage auf, ob das in Zeiten des Klimawandels und des hohen CO2-Ausstoßes wirklich sein muss (O-Ton unserer Ver-koster: „Das ist was für Bodybuilder und CO2-Sünder“). Überzogen wirkt auch die hohe Punktzahl, die Luca Maroni der Riserva verpasst hat (98 Punkte). Konsumenten mag die Punkteinflation ja noch beeindrucken. Aber für Insider wirken die Maroni-Bewertungen geradezu lächerlich, da die-ser sich ständig nahe an den 100 Punkten bewegt, auch bei eher mäßigen Weinen. www.provincoitalia.com