11. Mai 2015
11. Mai 2015
2013 Liliac Nectar of Transylvania
94
8,10 Euro
Wir ließen uns spontan begeistern von diesem Süßwein.
Völlig klar und sauber in der Nase, wunderschöner
Duft nach reifen Aprikosen, Mirabellen und Rosinen.
Solche Süßweine sind große Kunst und das Beste
und Nachhaltigste, was man aus Trauben machen
kann. Ein Gaumenfest, das immer einen tiefen Griff in
die Punktekiste zur Folge hat. Und zwar zu Recht..
Beim Stichwort „Transsilvanien“ denken viele Zeitgenossen
unwillkürlich an Vampire, die sich in dunkler
Nacht über ihre wehrlosen Opfer hermachen. Transsilvanien
als Weinherkunft kommt hierzulande kaum jemand
in den Sinn. Dabei kann die Region im Norden Rumäniens
auf eine lange Weinbau-Geschichte zurückblicken.
Maßgeblichen Anteil daran hatten deutsche Siedler (die so
genannten Siebenbürger Sachsen), die den Weinbau dort
im 12. Jahrhundert prägten. Im Zuge der Verstaatlichung
der Weingüter 1948 ging in den Zeiten des Sozialismus
allerdings viel von der alten Weinbaukultur verloren. Das
2010 gegründete Weingut Liliac möchte diese Jahrhunderte
alte Weinbautradition Siebenbürgens nun wieder
aufleben lassen. Der junge, modern ausgestattete Betrieb
aus Batos bewirtschaftet 52 ha Weinberge und erzeugt
derzeit pro Jahr 270.000 Flaschen. Wenn die Reben voll im
Ertrag stehen, sollen es 450.000 bis 500.000 Flaschen sein.
Der Fokus liegt dabei auf autochthonen Rebsorten wie der Mädchentraube
(Feteasca Alba, Regala und Negra), aber auch auf international
verbreiteten Spezies wie Sauvignon Blanc, Pinot Gris, Merlot, Pinot
Noir und Cabernet Sauvignon.
Know-how in Sachen Weinerzeugung steuert der burgenländische
Önologe Rudolf Krizan bei. Der Bezug zu Österreich kommt nicht
von ungefähr. Denn Eigentümer von Liliac ist Alfred Michael Beck,
Geschäftsführer der AMB Holding GmbH aus Wien. Die Holding
mischt über Tochtergesellschaften in der Bau- und Immobilienbranche
mit, agiert in der Land- und Forstwirtschaft, ist an einem
Schotterwerk beteiligt und betreibt die AMB Wine Company.
Die Ambitionen im Weinbereich sind hoch gesteckt. Die Liliac-
Macher wollen sich eindeutig vom Billigimage rumänischer Massenware
abheben und streben „höchste Qualität“ an. Diesen hoch
gesteckten Erwartungen wurden die trocken ausgebauten Muster,
die uns das Weingut zugeschickt hatte, in unserer verdeckten redaktionsinternen
Verkostung allerdings (noch) nicht gerecht. Sie sind
aus unserer Sicht ordentlich, aber nicht spektakulär. Herausragend
ist dagegen der 2013er Nectar of Transylvania. Der Süßwein aus Muscat
Ottonel (von dem es 4.500 Flaschen gibt) kann es locker mit
edelsüßen Kollegen aus aller Welt aufnehmen – und das zu einem
vergleichsweise günstigen Preis.