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07. September 2017

Von der Flanke des „Totenkopfs“

2016 Grauer Burgunder trocken 557 m ü. NN.

89 Punkte


    

 
Nur selten hatten wir einen „normalen“ Grauburgunder auf dem Tisch, der so schön klar, sauber und mit typischer Sortenausprägung im Glas steht wie dieser. Dabei ist er harmonisch abgestimmt mit Spiel und guter Länge. Macht nicht satt, sondern viel Spaß.    

Die Kaiserstühler Winzerverein Oberrotweil eG verfügt über rund 430 ha Rebfläche, die von 540 Mitgliedswinzern aus 220 Familien bewirtschaftet werden. Darunter befinden sich auch 14 Vollerwerbsjungwinzer, die hinter einer neuen Serie der badischen Genossenschaft stehen. Die Linie Junge Winzer Oberrotweil, die für den Vertriebskanal Fachhandel/Gastronomie konzipiert wurde, besteht aus drei Rebsortenweinen, und zwar aus Spätburgunder, Weißem Burgunder und Grauem Burgunder. Das kommt nicht von ungefähr, schließlich spielen die Burgundersorten beim Winzerverein mit einem Anteil von rund 70% die dominante Rolle im Anbau. Spätburgunder allein kommt auf 45%. Die Weine wurden nach Angaben des Unternehmens aus ausgewählten Parzellen der 14 Jungwinzer der Genossenschaft gelesen und im Keller in enger Abstimmung zwischen den Jungwinzern sowie den Kellermeistern Leopold Laible und Stefan Bohn vegan ausgebaut. Auf den veganen Ausbau wird auf dem Etikett allerdings nicht explizit hingewiesen. Zudem sind die Weine nach Auskunft der Oberrotweiler komplett durchgegoren, verfügen mit 2,5 bis 3,0 g/l (Grauer und Weißer Burgunder) bzw. 3,2 g/l (Spätburgunder) über einen geringeren Restzuckergehalt als die normalen trocken ausgebauten Weine des Hauses (die 4,5 bis 6 g/l aufweisen) und haben deshalb eine eigene Stilistik, die sie von den anderen Weinen des Winzervereins unterscheiden soll. Diese Eigenständigkeit spiegelt sich auch im Outfit wider. Auf den Burgunderflaschen mit Schraubverschluss prangt ein plakatives Etikett, auf dem die Höhenangabe „557 m ü. NN.“ ins Auge sticht, die sich auf die höchste Erhebung des Kaiserstuhls in der Gemarkung Oberrotweil, den Totenkopf, bezieht. Die ursprüngliche Überlegung, einen Totenkopf auf das Etikett zu drucken, ließen die Oberrotweiler (nach ersten Markttests) wieder fallen. Dafür sind dort eine markante rote Schärpe (als Symbol für das Badische Wappen), der stilisierte Höhenzug des Totenkopfs und der Name der Rebsorte zu finden. Auf dem Rückenetikett gibt es eine kurze Erklärung, was es mit der neuen Weinlinie auf sich hat. Fürs erste wurden pro Sorte 20.000 l produziert, aber erst 5.000 Flaschen abgefüllt. „Bei Bedarf können wir also noch nachlegen“, erklärt Verkaufsleiter Oliver Weber. „Die Jungwinzer sind gern bereit, ihre Weine auf nationalen Weinproben bei Fachhändlern zu präsentieren“, teilt der Winzerverein mit, der mit dem Projekt auch das Ziel verfolgt, die Identifikation der Jungwinzer mit der Genossenschaft zu stärken. In unserer verdeckten redaktionsinternen Verkostung machte der Spätburgunder aus der Jungwinzer-Serie eine sehr ordentliche Figur. Noch besser gefielen uns aber die beiden Weißweine.
www.winzerverein-oberrotweil.de