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11. Mai 2021

Remstalkellerei Experimentierfreudig

2018 Dialog R Cuvée rot trocken

91 Punkte


    

Ein Rotwein, der seinen Duft bereits beim Einschenken im ganzen Raum verströmt. Die Farbe verweist nicht direkt auf eine deutsche Herkunft – und schon gar nicht der Geruch. Beim ersten Schnuppern möchte man den Korken wieder auf die Flasche machen mit der Bemerkung: Werde Du erst mal reif! Aber, wer hat heute noch die Zeit, einen Wein reifen zu lassen? Also ganz mutig probiert. Es ist nicht einfach zu beschreiben, was passiert, wenn man diesen Wein in den Mund nimmt. Mit Brombeerfrucht, starkem Holz, Karamell, Toffee, Zimt, weißem Pfeffer, Anklängen von Rosinen und Kräutern, reifen, stattlichen Tanninen, Tiefgang, Power, Länge und (Lager-)Potenzial ist noch nicht alles gesagt. Deshalb habe ich ihm doch die Zeit gegeben, sich zu öffnen, und den Rest aus der Flasche nach über einer Woche mit Genuss getrunken.
    

Einen wirklich außergewöhnlichen Rotwein hat das Team der Remstalkellerei mit dem 2018er Dialog R kreiert. „Wir wollen damit Akzente im Premiumbereich setzen und zeigen, was wir können“, erklärt Peter Jung, der geschäftsführende Vorstand der Genossenschaft aus Weinstadt, die den Ertrag von insgesamt 450 ha Rebfläche verarbeitet. „Wir haben 2018 das Potenzial des Jahrgangs erkannt und wollten einen großen Wein im Reserve-Stil erzeugen“, erläutert Jung. „Dafür haben wir eine gewisse Menge Lemberger-, Zweigelt-, Cabernet- und Merlot-Trauben länger hängen lassen und erst Ende Oktober/Anfang November gelesen. Durchschnittsmostgewicht: 113 ° Oechsle. Bis Weihnachten lag die Cuvée auf der Maische. Danach reifte der Wein 18 Monate in engporigen Barriques aus schwäbischer Eiche, bevor er abgefüllt wurde“, beschreibt der Geschäftsführer den Entstehungsprozess der komplexen, mächtigen Rotweincuvée mit ihrem Alkoholgehalt von 15,5 % vol.. „Mit seiner vielschichtigen Art soll der Dialog R, wie der Name schon sagt, zum Gespräch, zum Diskustieren und Philosophieren anregen“, meint Jung voller Selbstbewusstsein. Das drückt sich auch in einem selbstbewussten Preis von 34,99 Euro (UVP) aus. Die Menge ist limitiert auf den Inhalt von „vier bis fünf“ Barriques, also etwa 1.200 bis 1.500 Flaschen. Gleiches gilt für den weißen Bruder des Dialog R, eine wuchtige Cuvée aus Grauburgunder, Gewürztraminer, Sauvignon Blanc, Kerner und Muskateller, die preislich bei 24,95 Euro (UVP) angesiedelt ist. In unserer wie immer verdeckten Verkostung wurde der weiße Dialog R mit 88 Punkten bewertet. Das Dialog-R-Duo soll nun als Benchmark und Aushängeschild des Hauses fungieren. Dass sich die Remstalkellerei unter Jungs Ägide zu einem experimentierfreudigen Unternehmen entwickelt hat, untermauern zudem zwei weitere Neuheiten: ein im Barrique gereifter trocken ausgebauter 2019er Muskateller (UVP: 14,95 Euro) sowie ein 2020er PetNat. Darüber hinaus ist die Genossenschaft mit ihrem halbtrockenen „Primo“ auf den Zug der Primitivo-Alternativen aufgesprungen (UVP: 7,90 Euro)