22. März 2012

Historisches Lehrstück




Einen ungewöhnlichen, aber in jedem Fall extrem arbeitsreichen Weg zur Neuetablierung eines Weinguts haben Dr. Christine Dinse und Jens Reidel beschritten. Die Neubesitzer hatten das 1902 als staatliche preußische Weinbaudomäne gegründete Weingut an der Nahe 2009 für sich entdeckt und im Zuge einer umfangreichen Neuetablierung in Gut Hermannsberg umbenannt. Die Sportwissenschaftlerin und Fachbuchautorin Dinse hat danach fast zwei Jahre lang in Archiven und Ämtern gewühlt und mit Aufrufen in der Regionalzeitung nach Zeitzeugen gefahndet. Die jetzt in brillanter Bebilderung,aufwartende, gut lesbare und mit akribischer Recherche zusammengestellte Chronik ist daher nicht nur ein Musterbeispiel für den Aufstieg und Glanz eines runderneuerten VDP-Betriebs, der ausschließlich Erste Lagen bewirtschaftet. Sie ist zugleich ein wirtschaftsgeschichtlich hochinteressanter exemplarischer Abriss, der die von Sträflingen vollbrachten Grundsteinlegungsarbeiten im harten Nahegestein ebenso wenig ausblendet wie den Weingutsalltag in Nazi- und Kriegszeiten.
Christine Dinse, Gut Hermannsberg, Eigenverlag, ISBN-13: 978-3000370694, 69 Euro Bezug über www.landmedia.de