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05. Januar 2021

So schön kann Raboso sein

Villa Sandi 2016 Raboso

89+


    

Wer Raboso nicht jeden Monat im Glas hat, muss zunächst etwas im Hinterstübchen kramen, um eine Vorstellung von diesen Weinen hervorzuholen. Farbe, Säure, unzugänglich. Das sind die Stichworte, die mir zu dieser Rebsorte einfallen. Raboso-Rotweine dienten über Jahrhunderte dazu, dünnen und hellen Tropfen anderer Weinregionen in Italien auf die Füße zu helfen. Tief schwarz-rot steht er im Glas. Die Säure ist spürbar, aber integriert, die Tannine sind nicht von schlechten Eltern aber sehr gut erzogen. Das Holz ist schön integriert. Jugendlich-knackig kommt er daher, der 2016er. Gleichzeitig aber auch mit einer gewissen Eleganz. Keine Spur von Alterungserscheinungen. Das ist nichts fürs Massenpublikum, aber eine herrliche Alternative für Freunde italienischer Rotweine, die bereits in der Post-Primitivo-Phase angekommen sind.
    

Raboso ist eine Rebsorte, die aus dem Veneto stammt und ihren Namen wahrscheinlich von dem gleichnamigen Fluss hat (einem Nebenfluss des Piave). So ist es zumindest bei Wikipedia nachzulesen. Dort heißt es weiter, dass sich der Name nach einer anderen Theorie von dem italienischen Wort „rabbioso“ (wild, zornig) ableitet, „mutmaßlich wegen des herb-sauren Geschmacks“. Tatsächlich kommen die aus der Sorte gewonnenen Weine „in ihrer Jugend meist ziemlich raubeinig daher – weil sie so säuregeprägt und tanninreich sind“, erklärt Stephan Pellegrini, Geschäftsführer der gleichnamigen Importagentur aus Landau/Pfalz. Deshalb werden sie auch eher selten sortenrein angeboten, sondern eher in Cuvées mit anderen Sorten wie Merlot und/oder Cabernet Sauvignon. Trotzdem produziert Villa Sandi (neben Raboso Frizzante) seit Jahren auch sortenreinen Raboso Stillwein. Der hat sich bisher auf dem deutschen Markt schwergetan, räumt Stephan Pellegrini ein. Nicht zuletzt, weil das Mainstream-Publikum im Italiensegment seit einiger Zeit voll auf Primitivo und andere betont fruchtige, leicht zugängliche Rotweine abfährt. Etwa 2.500 bis 3.000 Flaschen pro Jahr hat die Landauer Agentur bisher vom Raboso Stillwein verkauft. Mehr versprechen sich er und das Unternehmen aus Crocetta Del Montello (das vor allem als Prosecco-Produzent bekannt ist; Jahresumsatz 2019 laut Mediobanca: ca. 95 Mio. Euro; Gesamtproduktion: ca. 26,2 Mio. Flaschen) nun von der „verbesserten Version“, dem 2016er Raboso. Der präsentiert sich „mit einem frischen Look und neuer Stilistik“. Er sei „fruchtiger, vollmundiger und internationaler als zuvor“, heißt es in der Produktexpertise. Auf dem Frontetikett steht nicht die Herkunft im Vordergrund, sondern ganz klar die Rebsorte und der Jahrgang.
 
www.pellegrini.de