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09. September 2020

Weingeschichte zum Genießen

2019 Grüner Adelfränkisch

87 Punkte
12,50 Euro UVP

    Du liest Grüner Adelfränkisch auf Deinem Prüfbogen. Das klingt spannend. Und das ist es auch. Der vielschichtige, jugendliche, vielleicht sogar noch etwas unreife Duft lässt einen lange schnuppern. Apfel, Limette, Stachelbeere, vegetabil und gleichzeitig fruchtig. Ein Hauch von Sauvignon Blanc und eine Ahnung von Riesling scheint man zu erkennen. Am Gaumen wirkt er zunächst dicht und lang. Dann wieder schlank und dezent. Noch fällt es schwer, die Aromatik einzuordnen. Aber dieser Wein macht Lust auf mehr von diesen alten Sorten.    

Stefan Böhm, der im Jahr 2002 das Familienweingut von seinem Vater übernahm, hat ein besonderes Hobby. Er widmet sich historischen Rebsorten, die beinahe vollständig aus den deutschen Weinbergen verschwunden wären, gäbe es nicht einige wenige Winzer, die sie wieder in den Anbau genommen haben. Zunächst war es die reine Neugier, dann die Freude an den guten Ergebnissen, die sich mit den teilweise mittelalterlichen Sorten erzielen lassen. Das Weingut Böhm macht so Weingeschichte erlebbar und probierbar. Sie heißen Schwarzurban, Weißer Räuschling, Süßschwarz oder Roter Veltliner. Uns hat der Grüne Adelfränkisch am besten gefallen, der im Mittelalter in Brandenburg dokumentiert ist. Nach den Erkenntnissen von Stefan Böhm gehört dieser zu den altfränkischen Sorten, die ab dem 8. Jahrhundert aus Mähren eingeführt und in Mischsätzen kultiviert wurden. Die sehr robuste Rebsorte galt bis 2007 als ausgestorben.