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MESSEN70 WEIN+MARKT 3|2025Im Jahr 2024 verzeichnete Argentinien %u2013 anders als andere Weinbaul%u00e4nder der S%u00fcdhalbkugel %u2013 laut OIV-Angaben eine Steigerung der Weinproduktion von 8,8 Mio. hl (2023) auf 10,869 Mio. hl. Dieses Plus von 23% ist aber vor dem Hintergrund der Mini-Ernte von 2023 zu sehen. Wie alle Weinbaunationen der S%u00fcdhalbkugel blieb auch Argentinien als Nummer%u00a05 unter den Weinproduzenten 2024 unterhalb des langj%u00e4hrigen Durchschnitts, n%u00e4mlich um -4%. Die Weinbergsfl%u00e4che hat sich von 225.000 ha (2016) auf etwa 205.000 ha (2024) verkleinert. F%u00fcr die 2025er Ernte beobachtete der weltweit t%u00e4tige Fasswein-Broker Ciatti bis auf einige wenige Fr%u00f6ste im September ein weitgehend sorgenfreies Fr%u00fchjahr, zum Beginn der Ernte im Februar 2025 sehr hohe Temperaturen von 35 bis 40 %u00b0C, die die Zuckerwerte rasch ansteigen lassen. Die Chancen argentinischer Weinproduzenten auf dem Weltmarkt sind seit Jahrzehnten nicht ohne finanzpolitische Aspekte denkbar. Die Pr%u00e4sidentschaftswahl in Argentinien m%u00fcndete Ende 2023 in einem %u201epolitischen Erdbeben%u201c und dem Sieg des wirtschaftslibert%u00e4ren %u00d6konomen und Politikers Javier Milei. Die Inflationsrate erreichte kurz vor Mileis Wahlsieg dreistellige Prozentwerte. Die Turbulenzen der vergangenen Jahre haben dabei zu steigenden Produktionskosten und einer geringeren Rentabilit%u00e4t der Weing%u00fcter gef%u00fchrt. %u201eDie politische und wirtschaftliche Lage in Argentinien hat sicherlich H%u00fcrden mit sich gebracht%u201c, sagte Magdalena Pesce, CEO von Wines of Argentina, in einem Interview. Langfristige Planungen sind unter solchen Rahmenbedingungen schwerer als andernorts. %u201eWir haben eng mit den Regierungsbeh%u00f6rden zusammengearbeitet, um uns f%u00fcr eine Politik einzusetzen, die die Weinindustrie unterst%u00fctzt, einschlie%u00dflich Ma%u00dfnahmen zur Abmilderung der Auswirkungen der wirtschaftlichen Herausforderungen%u201c, so Pesce weiter. Milei versprach, er werde den argentinischen Peso um bis zu 50% abwerten, und setzte die Abwertung des Peso gegen%u00fcber dem Dollar vom Kurs 391:1 auf 800:1 und den Rausschmiss von 50.000 Staatsdienern durch. Die wirtschaftliche Bilanz Mileis wird von internationalen Beobachtern oft als %u201egemischt%u201c bewertet, denn der Kahlschlag mit der Kettens%u00e4ge, die Milei im Wahlkampf oft bei sich trug, hat zu erheblichen sozialen Verwerfungen gef%u00fchrt. Bei seinem Kernanliegen, dem Eind%u00e4mmen der Inflation, werden Milei jedoch Fortschritte attestiert. Juan Manuel H%u00f6fferle, Gesch%u00e4ftsf%u00fchrer des S%u00fcdamerika-Spezialisten H%u00f6fferle Wein + Spezialit%u00e4ten, bemerkte k%u00fcrzlich, dass er sich immer noch kaum vorstellen kann, wie die zw%u00f6lf von ihm vertretenen argentinischen Betriebe ihre Investitionen langfristig planen. Die Produzenten erhoffen sich weiterhin Investitionen in Infrastruktur, die die logistischen Herausforderungen im Export vereinfachen w%u00fcrden. -jaWEINIMPORTE AUS ARGENTINIENDie Weinimporte aus Argentinien sind zum dritten Mal in Folge eingebrochen. Das Statistische Bundesamt notiert in seinen vorl%u00e4ufigen Zahlen f%u00fcr den 12-Monats-Zeitraum Dezember 2023 bis November 2024 einen gewaltigen Mengenverlust von 37,6% auf nur noch 3,8 Mio. l. Parallel dazu schmierte der Importwert um 31,8% ab. Seit 2021 hat das Andenland damit %u00fcber die H%u00e4lfte seiner vorherigen Importmenge und damit auch seiner Marktbedeutung verloren. Nicht mehr als ein kleines Trostpflaster ist die Tatsache, dass der Durchschnittswert der Einfuhren zuletzt von 257 auf 281 Euro/hl gestiegen ist. -werAnteil am Gesamtimport: Menge 0,3%, Wert 0,4% Durchschnittswert: 281 Euro/hl *Vorl%u00e4ufige Zahlen f%u00fcr den 12-Monats-Zeitraum Dezember 2023 bis November 2024 2019 2020 2021 2022 2023 2024* 73.000 14.000 84.000 17.000 71.000 58.000 38.000 68.000 17.000 15.000 11.000 18.000Gewaltige Einbu%u00dfenMenge in HektoliterWert in 1.000 EuroQuelle: Deutscher Weinbauverband, Statistisches BundesamtLangfristige Planungen schwierig fi i l h iWeinberge mit Anden-Kulisse in Mendoza. Die Anbaugebiete Argentiniens geh%u00f6ren zu den h%u00f6chstgelegenen der Welt.