Page 34 - Demo
P. 34


                                    74 WEIN+MARKT 3|2025MAL WAS ANDERES61 Dorado en RamaDie spanische DO Rueda ist mit ihren fruchtbetonten Wei%u00dfweinen aus der Rebsorte Verdejo %u00fcberaus erfolgreich. Der traditionelle Weinstil der Region, der bis in die 1970er Jahre %u00fcblich war, ist dagegen der oxidativ ausgebaute, Sherry-%u00e4hnliche Dorado. Er wird heute nur noch von wenigen Erzeugern wie der Winzergenossenschaft Cuatro Rayas hergestellt.Kein gew%u00f6hnlicher RuedaAls die DO Rueda 1980 gegr%u00fcndet wurde, konnten nicht einmal die k%u00fchnsten Optimisten den Aufschwung vorhersehen, den diese auf Wei%u00dfweine spezialisierte Appellation nehmen w%u00fcrde. Allein in den letzten 20 Jahren ist die Anbaufl%u00e4che von 7.800 ha auf 21.000 ha angewachsen, und der Weinabsatz der DO hat sich mehr als vervierfacht. Die Popularit%u00e4t im eigenen Land ist so gro%u00df, dass man fast den Eindruck gewinnen k%u00f6nnte, die Spanier betrachteten Rueda und Wei%u00dfwein als Synonyme.Die Geschichte des Weins in Rueda reicht jedoch weiter zur%u00fcck. Vor der Reblausplage im 19. Jahrhundert umfasste das Gebiet knapp 90.000 ha Rebfl%u00e4che. Der damals gebr%u00e4uchliche Wein war der Dorado, was %u201egolden%u201c bedeutet und auf die Farbe hinweist, die durch den oxidativen Ausbau in Eichenf%u00e4ssern entsteht. %u00dcberlieferungen zufolge wurde der Dorado bereits im 15. und 16. Jahrhundert am K%u00f6nigshof in Madrid und Valladolid gesch%u00e4tzt. Das Goldene Zeitalter Spaniens, wie Historiker diese Epoche nennen, hatte somit auch seinen goldenen Wein. Ab den 1980er Jahren verschwand der Dorado immer mehr, heute f%u00fchren ihn noch drei Weing%u00fcter der DO Rueda im Sortiment. Das Reglement legt f%u00fcr diesen Lik%u00f6rwein einen Mindestgehalt von 15% vol fest, au%u00dferdem muss er vor der Abf%u00fcllung mindestens zwei Jahre in Holzf%u00e4ssern gereift sein und aus den Wei%u00dfweinsorten Verdejo oder Palomino Fino gekeltert werden. Ansonsten sind die Vorschriften unspezifisch: So kann ein Dorado trocken oder s%u00fc%u00df, mit Weingeist verst%u00e4rkt oder nicht gespritet sein. Manche Bodegas reifen den Wein zuerst im Freien in Demijohns, andere dagegen in Edelstahloder Betonbeh%u00e4ltern im Keller.Die 1935 gegr%u00fcndete Bodega Cuatro Rayas gewinnt ihren 61 Dorado en Rama aus rund 100 Jahre alten Palomino- und Verdejo- Reben. %u201eWir ernten die Trauben leicht %u00fcberreif%u201c, erkl%u00e4rt %u00d6nologe Roberto Tello, %u201esodass der Grundwein einen Alkoholgehalt von 15% erreicht%u201c. Der spontan vergorene Wein wird zun%u00e4chst in zylindrischen Betontanks aus den 1930er Jahren ausgebaut. Damals, zu den Anf%u00e4ngen der Winzergenossenschaft, galt der Wein aus Tank 61 als der beste. %u201eDen Tank 61 gibt es heute nicht mehr, aber von den urspr%u00fcnglichen Betontanks existieren noch 20%u201c, so Tello. Nach zw%u00f6lf Monaten zieht der %u00d6nologe den Wein ungesch%u00f6nt in 600-l-Sherryf%u00e4sser um, die %u00e4ltesten stammen aus den 1950er Jahren. Tello f%u00fcllt die Gebinde nur zu f%u00fcnf Sechsteln, sodass sich im Sommer eine Florhefeschicht bildet, die im Herbst, wenn es k%u00fchler wird, wieder abstirbt. Auf diese Weise reift der Wein sowohl biologisch unter Florhefe als auch oxidativ. Das Prinzip ist das gleiche wie bei einem Amontillado, auch wenn die Weinbereitung nicht identisch ist. Bei der unfiltrierten Abf%u00fcllung (en Rama) entnimmt die Bodega immer nur einen kleinen Teil des Weins aus den insgesamt 13 F%u00e4ssern; die Jahresmenge betr%u00e4gt 1.100 Flaschen %u00e0 0,5 l. Dieser Anteil wird mit Wein aus dem Betontank aufgef%u00fcllt und es entsteht ein Jahrgangsverschnitt. %u201eDie F%u00e4sser wurden seit den 1950ern nicht mehr geleert, sodass sich darin Spuren von bis zu 70 Jahre altem Wein befinden%u201c, erkl%u00e4rt Roberto Tello. Fr%u00fcher sei das Gew%u00e4chs noch aufgespritet worden, heute nicht mehr. Im Ergebnis pr%u00e4sentiert sich der bernsteinfarbene 61 Dorado en Rama mit polierter Textur, nussigen Aromen, pikanter W%u00fcrze und leicht salzigem Abgang. Gemessen daran, dass Cuatro Rayas mit einer Jahresproduktion von 14 Mio. l Wein die gr%u00f6%u00dfte Kellerei in Rueda ist, macht dieser Dorado nur einen winzigen Teil aus, ist daf%u00fcr aber umso exklusiver.THOMAS G%u00d6TZ%u00d6nologe Roberto Tello entnimmt eine Probe aus den Eichenf%u00e4ssern, in denen der 61 Dorado en Rama oxidativ reift. Der 61 Dorado en Rama (UVP 39,90 Euro, 50 cl) ist nicht gespritet und hat 17% vol, 2 g/l Restzucker und 7 g/l S%u00e4ure. Derzeit ohne Vertrieb in Deutschland. Fotos: Bodega Cuatro RayasRro,Fotos: Bodega Cuatro RayasDer 61 Dorado en Rama(U , VP 3990 E, ur
                                
   28   29   30   31   32   33   34   35   36   37   38