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MARKTFORSCHUNG78 WEIN+MARKT 3|2025dings den Schluss nahe, dass der Herausverkauf aus den Regalen ins Stocken geraten ist. Die Marktforscher attestieren Schaumwein Alkoholfrei einen Absatzr%u00fcckgang von 2,4%. Demnach wurde dessen vorheriger H%u00f6henflug gestoppt. Deutlich positiver entwickelte sich der Umsatz: Der LEH erzielte mit den alkoholfreien Schaumwein-Alternativen ein Umsatzplus von 7,7%. Der durchschnittliche Verkaufspreis schoss dadurch weiter in die H%u00f6he. Ob das daran lag, dass alkoholfreie Prickler seltener in Aktionen mit satten Preisrabatten angeboten wurden, oder daran, dass die Verbraucher vermehrt zu h%u00f6herpreisigen Produkten gegriffen haben, geht aus den Zahlen nicht hervor. Fakt ist, dass in den vergangenen Jahren zahlreiche Unternehmen alkoholfreie Varianten lanciert haben %u2013 auch im gehobenen Preisbereich. Die Auswahl ist in diesem Segment f%u00fcr die hiesigen Konsumenten deutlich gr%u00f6%u00dfer geworden. Dass sich alkoholfreie Alternativen, die nicht auf Weinbasis hergestellt werden, einer steigenden Beliebtheit erfreuen, zeigt die Entwicklung der Kategorie Sonstiger Schaumwein Alkoholfrei, der Circana ein Absatzwachstum von 6,4% und ein Umsatzplus von sogar 12,6% bescheinigt. Gigantische Absatzzuw%u00e4chse realisierten zudem Fruchtschaumweine, die bei Circana allerdings nur eine Statistenrolle spielen.Cava und Champagner brechen einChampagner geh%u00f6rte 2024 zu den gro%u00dfen Verlierern. Der Absatz brach laut Circana um %u00fcber 16% ein, nachdem er schon 2023 um fast 14% gesunken war. Der Absatzschwund konnte auch nicht durch h%u00f6here durchschnittliche Verkaufspreise kompensiert werden. Nach Angaben von Marktteilnehmern waren davon weniger die renommierten Marken als das Preiseinstiegssegment und die Eigenmarken des Handels betroffen. Zudem haben Discounter wie Penny Champagner aus dem Programm genommen, nachdem die Beschaffungspreise erh%u00f6ht worden waren. Das hat ebenfalls Absatz gekostet. Noch drastischere Absatzverluste weist Circana f%u00fcr den im klassischen Flascheng%u00e4rverfahren hergestellten Cava aus, der 2023 Angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen hatte sich das Gesch%u00e4ft mit Schaum- und Perlweinen im Jahr 2023 im Vergleich zum Weingesch%u00e4ft noch als recht krisenresistent erwiesen. Doch 2024 mussten im LEH auch die meisten Kategorien aus dem prickelnden Segment Absatzverluste hinnehmen %u2013 teilweise sogar dramatische.Circana Handelspanel SchaumweinUnterschiedliche Performances Laut Circana hat der hiesige LEH im vergangenen Jahr 3,1% weniger Schaumwein verkauft als im Jahr davor. Das Umsatzminus fiel zwar nicht ganz so hoch aus, aber es landeten doch 2,2% weniger in den Kassen des Handels. Kleines Trostpflaster: Der durchschnittliche Verkaufspreis tendierte dadurch weiter nach oben. Dabei ist zu beachten, dass die Marktforscher unter Schaumwein nicht nur Sekt, Champagner, Cr%u00e9mant oder Prosecco Spumante erfassen, sondern auch Perl wein sowie prickelnde Produkte, die nicht auf Basis von Weintrauben hergestellt werden (z.B. Fruchtperlwein).Beim Blick auf die Entwicklung der einzelnen Teilsegmente entsteht ein sehr differenziertes Bild. Manche Prickler haben 2024 im Vergleich zum Vorjahr %u00fcberproportional zugelegt, manche mussten heftige Verluste einstecken, wieder andere haben nur wenig Absatz verloren. Im mengenm%u00e4%u00dfig gr%u00f6%u00dften Teilsegment Sekt verbuchte Circana im Jahr 2024 einen Absatzr%u00fcckgang von 2,3%, w%u00e4hrend der Umsatz stabil gehalten werden konnte. Dass Sekt der Krise noch vergleichsweise gut getrotzt hat, belegen auch die Zahlen des Verbands Deutscher Sektkellereien (VDS), dessen Mitgliedsunternehmen etwa 95% der deutschen Sektherstellung abdecken. Laut verbandsinternen Erhebungen des VDS verkauften dessen Mitglieder 2024 im Inland knapp 246%u00a0Mio. Flaschen Sekt (%u00e0 0,75 l). Das waren 0,5% mehr als im Jahr zuvor, in dem der Absatz um 1,6% gesunken war. Kleinere und mittelst%u00e4ndische Betriebe, die j%u00e4hrlich weniger als 5 Mio. Flaschen produzieren, haben allerdings laut VDS- Gesch%u00e4ftsf%u00fchrer Dr. Alexander Tacer %u201eden wirtschaftlichen Druck st%u00e4rker gesp%u00fcrt und schlossen das Jahr 2024 mit einem moderaten Minus von rund 1,3% ab%u201c. Weiter gewachsen ist laut VDS die Nachfrage nach alkoholfreien Sparkling-Varianten. Sie verzeichneten nach Auskunft des VDS-Gesch%u00e4ftsf%u00fchrers eine Absatzsteigerung von %u201egut 9,4% auf etwa 19,9 Mio. Flaschen%u201c %u2013 nachdem sie schon im Jahr 2023 um 9,7% zugelegt hatten.Der Hineinverkauf von Sekt und alkoholfreien Alternativen in den Handel hat im vergangenen Jahr also offenbar ganz gut funktioniert. Die Zahlen von Circana legen allerdern mit positiven Vorzeichen gez%u00e4hlt hatte, geh%u00f6rte dagegen 2024 zu den gr%u00f6%u00dferen Verlierern. Circana weist f%u00fcr italienische Weine einen %u00fcberproportionalen Absatzschwund von 7,8% aus. Fortgesetzt hat sich dagegen die Aufw%u00e4rtstendenz bei spanischen Weinen, die bereits 2023 beim Absatz deutlich (+8,7%) zulegen konnten und 2024 weitere 0,6% draufsattelten. Damit bauten die Spanier ihre Marktposition weiter aus und festigten den 3. Platz im Absatzranking %u2013 nach Deutschland und Italien, aber inzwischen vor Frankreich. Das Absatzwachstum ging bei den spanischen Weinen allerdings erneut auf Kosten des durchschnittlichen Verkaufspreises, denn der Umsatz verminderte sich um 2,7%.Zusammengenommen kommen die vier f%u00fchrenden Herkunftsl%u00e4nder laut Circana jetzt auf einen Absatzanteil am Gesamtmarkt von 84%. Beim Umsatz stehen sie sogar f%u00fcr 88%, was deren eminent wichtige Bedeutung f%u00fcr das Weingesch%u00e4ft im LEH untermauert.Bei allen weiteren Herkunftsl%u00e4ndern, die im deutschen LEH zumindest eine einigerma%u00dfen relevante Rolle spielen, zeigten im vergangenen Jahr die Absatz- und die Umsatzkurve nach unten. Die meisten %u00dcberseel%u00e4nder mussten besonders heftige, zweistellige Verluste hinnehmen. Lediglich Neuseeland konnte diesem Abw%u00e4rtsstrudel entkommen und realisierte ein zartes Wachstum von rund 1%. Allerdings besetzen die Kiwis im Gesamtkonzert des hiesigen LEH mit einem Absatzanteil von gerade mal 0,1% nur eine sehr kleine Nebenrolle. %u00dcberhaupt: Kumuliert kommen die sechs %u00dcbersee-Herk%u00fcnfte Argentinien, Australien, Chile, Kalifornien, S%u00fcdafrika und Neuseeland im hiesigen LEH jetzt nur noch auf einen Marktanteil von rund 3,2%.Satte Verluste bescheinigt Circana dar %u00fcber hinaus Weinen aus Griechenland (-25%), die weiter an Bedeutung verloren haben. Der Absatz von Weinen aus Mazedonien, die eine Rolle im Preiseinstiegssegment spielen (Stichwort: g%u00fcnstige Literware, vor allem Ros%u00e9) brach 2024 um fast ein Drittel ein %u2013 auch weil Big Player wie Aldi S%u00fcd und Lidl wegen gestiegener Beschaffungspreise auf g%u00fcnstigere spanische Alternativen umschwenkten. Profitiert haben von der angespannten Marktlage die EG-Verschnitte. Sie z%u00e4hlten 2024 zu den ganz wenigen Kategorien, bei denen es mengenm%u00e4%u00dfig bergauf ging (+4,8%). Unter dem Strich blieb dabei allerdings ein Umsatzminus von 0,6% h%u00e4ngen.WERNER ENGELHARD